Das eben ist der Fluch der bösen Tat,
daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.


Glossar

S





Sarajewo



Hauptstadt, Regierungssitz und wichtigste Stadt von Bosnien und Herzegowina, einzige bosnische Metropole. Die Metropolregion Sarajevo hat etwa 600.000 Einwohner.
Weltbekannt durch drei Ereignisse:
- Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914
- Olympischen Winterspiele 1984
- 1992 bis 1995 Belagerung durch Truppen der Vojska Republike Srpske im Bosnienkrieg
Nach dem 2. WK ist Sarajewo Hauptstadt der Teilrepublik Bosnien/Herzegowina innerhalb Jugoslawiens. Die Unabhängigkeitserklärung des Landes führt zum Bosnienkrieg 1992 bis 1995, der insgesamt etwa 100.000 Tote fordert.
In diesem Kriegs ist Sarajevo geteilt: der von der Regierung Bosnien und Herzegowina kontrollierte bosniakisch-kroatische und der serbischen Teil (die Truppen der damaligen bosnisch-serbischen Armee belagern Stadtzentrum und die Altstadt 1.425 Tage lang: 10.000 (draunter 1.600 Kinder) Tote und 50.000 Verletzte) beschießen sich gegenseitig.
1991 sind etwa die Hälfte der Einwohner Sarajevos Bosniaken, 1/3 Serben und etwa 7 % Kroaten. Zu Kriegsbeginn fliehen die meisten serbischen und kroatischen Einwohner aus der Stadt, heute leben etwa 80% Bosniaken in Sarajewo, das Sitz des Großmuftis der bosnisch-herzegowinischen Muslime, des Metropoliten der serbisch-orthodoxen Kirche und eines Erzbischofs der Römisch-Katholischen Kirche ist. Moscheen, Kirchen und Synagogen sind nahe beieinander.
Infolge des Zerfalls von Jugoslawien und der damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen (besonders in Kroatien) sind 1990 und 1991 die Spannungen zwischen den Ethnien in Bosnien und Herzegowina gewachsen: Große Teile der serbischen Bevölkerung plädieren für den Verbleib in der jugoslawischen Föderation und einen engen Verbund mit Serbien, insbesondere bei den Bosniaken wächst das Verlangen, einen eigenen unabhängigen Staat zu bilden. Die Kroaten aus der westlichen Herzegowina wollen sich stärker an Kroatien anlehnen oder gar dem neuen kroatischen Staat anschließen. Die Spannungen eskalieren nach Ausrufung einer bosnisch-serbischen Republik, die militärische Eskalation folgt der Anerkennung des unabhängigen Bosnien/Herzegowina durch westliche Staaten im April 1992.
Die jeweiligen nationalistischen Gruppierungen heizen die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den drei großen Volksgruppen an, "ethnische Säuberungen" folgen. Jugoslawien untersützt die bosnischen Serben mit Waffen und paramilitärischen Truppen, Kroatien die bosnischen Kroaten bei der Ausbildung, Bewaffnung und militärischen Truppen. Die Bosniaken erhalten internationale militärische Unterstützung, vornehmlich aus muslimischen Staaten.
Internationale Vermittlungsbemühungen unds UN-Truppen können lange Zeit den Krieg nicht eindämmen. Internationaler Druck, insesondere aus den USA münden Ende 1995 in den Dayton-Vertrag, der Bosnien/Herzegowina und Republika Srpska als Bestandteile davon festschreibt, internationale militärische und zivile Kontrolle des Landes hält bis heute an.

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Saudi-Arabien

Königreich, absolute Monarchie, dort beide heiligste Stätten des Islam, die Kaaba in Mekka und die Ruhestätte des Propheten Mohammed in Medina.
Der Islam hanbalitischer Rechtsschule in der speziellen Ausprägung des Wahhabismus spielt in Saudi-Arabien eine große Rolle, das öffentliche Religionsbild im Land gilt als besonders strenggläubig und islamisch-konservativ. Saudi-Arabien versteht sich als Gottesstaat, hat die Scharia in der Verfassung verankert, die keine Gewaltenteilung vorsieht. Der alleinregierende Monarch steht über allem. Staatsreligion ist der Islam.
Grenze zum Jemen 2003 und 2004 durch Sperranlagen gesichert, auch mit anderen Nachbarstaaten Grenzkonflikte, mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (1974) und mit Kuwait (1975). Zwischen 1981 und 1983 die Neutrale Zone zwischen Saudi-Arabien und dem Irak aufgeteilt.
Über 29 Mill. Einw., davon über 6 Mill. Ausländer. 90% der Bevölkerung arabischer Abstammung, entweder einheimische Saudis oder Menschen aus dem arabischen Raum, vornehmlich Ägypter, Jordanier, Palästinenser, Syrer und Libanesen.
Saudi-Arabien beschäftigt mehrere Mill. Gastarbeiter, zumeist aus dem asiatischen Raum, daneben kleinere Anzahl hochqualifizierter Gastarbeiter aus Europa, Nordamerika und anderen Regionen. Soldaten der United States Military Training Mission bilden die Streitkräfte des Landes aus.
Fast 2/3 der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt.
Haupt- und Staatsreligion ist der hanbalitische Islam in seiner wahhabitischen Prägung, dem 73 % angehören. Andere Sunniten stellen 12 %, Schiiten etwa 10 bis 15 %. Seit 2009 verschärften sich Spannungen zwischen der sunnitischen Mehrheit und der schiitischen Minderheit.
Kaaba in Mekka und die Ruhestätte des Propheten Mohammed in Medina, ziehen jährlich mehreren Mill. Pilgern an. Diebstahl während dieser Zeit kann strafbar mit Zwangsamputation einer Hand oder Tod. Der Einfluss der Geistlichen sehr groß, nimmt weiter zu. Die dem Islam widersprechende Lebensweise einer Reihe von Mitgliedern des saudischen Königshauses polarisiert die Gesellschaft, religiös motivierte Staatsstreich durch fundamentalistische Geistliche ist denkbar.
Im 1. Golfkrieg (1980–1988) unterstützt Saudi-Arabien den Irak gegen den Iran. Aufgrund der islamischen Revolution im Iran und sowjetischen Besetzung Afghanistans seit 1982 verstärkte Anlehnung an die USA, damit verbunden der Aufbau einer vom Erdöl unabhängigen Industrie sowie große Investitionen in Infrastruktur, Straßen und Flughäfen sowie die Festigung der Beziehung zu den Nachbarstaaten durch Grenzabkommen.
2. Golfkrieg
1990 bis 1991 besetzt Irak Kuwait, Saudi-Arabien muss Bündnis mit USA und anderen westlichen Staaten eingehen, um sich zu schützen und die Iraker wieder aus Kuwait zu vertreiben. Die Stationierung US-amerikanischer Truppen im Landheftig von Geistlichen und islamischer Fundamentalisten kritisiert, die sich zunehmend gegen das Königshaus richtet.
3. Golfkrieg
Im dritten Golfkrieg Saudi-Arabien anfangs in der Koalition der Willigen, anschließend ausgestiegen, untersagt den USA Nutzung ihrer Stützpunkte, gegen Ende des Krieges Verbot gelockert.
2011 und 2012 Demonstrationen und Proteste gegen die Regierung, gewalttätig niedergeschlagen, strenges Demonstrationsverbot.

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Scharia

Scholl-Latour 1965

Das islamische Recht; es enthält die Gesamtheit der Gesetze, die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten und erfüllen sind. Sie basiert auf dem Koran und auf Überlieferung vom Reden und Handeln Mohammeds. Weniger fixierte Gesetzessammlung, sondern Methodologie der Rechtsschöpfung.
Der Mensch hat das islamische Recht mit seinen Bestimmungen und Widersprüchen kritiklos zu akzeptieren. Grundtendenz ist die religiöse Wertung aller Lebensverhältnisse.
Fiqh ist die Gesetzeswissenschaft im Islam,ihr Gegenstand ist die Scharia, sie ist menschlich, veränderlich und bietet Spielraum für Kontroversen. Die praktische Umsetzung in den islamischen Ländern sehr unterschiedlich.
Bedeutung nimmt seit Mitte der 1970er Jahre in allen islamischen Ländern kontinuierlich zu.
Seit 2010 in vielen arabischen bzw. nordafrikanischen Ländern Revolutionen ("Arabischer Frühling"). Im Zuge dieser Revolutionen wird diskutiert, welche Rolle der Islam in Gesellschaft und Rechtssystem haben soll.
Kritik: Scharia nicht mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vereinbar. EuGH: Scharia inkompatibel mit den fundamentalen Prinzipien in der Demokratie
Scharia ist Rechtsgrundlage in folgenden Ländern:
- Afghanistan
- Bahrain
- Bangladesch
- Gambia
- Iran
- Jemen
- Katar
- Kuwait
- Libyen
- Malediven
- Mauretanien
- Nigeria (einige Bundesstaaten)
- Pakistan (Teilgebiete)
- Saudi-Arabien
- Senegal
- Sudan
Soweit der Islam Staatsreligion ist, liegt keine Trennung von Politik und Religion vor. Daraus leitet sich zwangsläufig ab, dass keine Religionsfreiheit vorliegt und andersgläubige Minderheiten meist einen juristisch, zumindest aber faktisch minderwertigen Status haben. Insbesondere wird dabei oft das Recht verweigert, die Religion des Islams zu verlassen (Apostasie) bzw. die Religion zu wechseln. Auch für die Schmähung der Religion bzw. Propheten- und Gotteslästerung (Blasphemie) werden in vielen islamischen Ländern hohe Strafen verhängt.
Ungleichbehandlung von Mann und Frau und damit zusammenhängende Themen (Zwangsheirat, Genitalverstümmelung, Ehrenmorde, Auspeitschen bzw. die Todesstrafe (Steinigung) bei Ehebruch, der auch bei Vergewaltigung vorliegt, Homosexualität tabuisiert, z.T. mit harten Strafen bis hin zur Todesstrafe verfolgt).
Einzelheiten siehe Wiki und



Schiiten



ca. 10 bis 25 % der Muslime. Staaten, in denen die Schiiten die Mehrheit stellen oder eine einflussreiche Minderheit sind, manchmal unter Begriff Schiitischer Halbmond zusammengefasst.
Schia zweitgrößte Konfession des Islams (nach Sunniten). Schiiten, Anhänger der Schia, betrachten Ali ibn Abi Talib, Schwiegersohn und Vetter des Propheten Mohammed, als den von ihm designierten Nachfolger (Kalif) und Imam. Ihrem Glauben nach kann Prophetennachfolge nur von Nachfahren Alis erfolgen, da dieser als einziger göttlich legitimiert ist.
Länder mit schiitische Mehrheit oder einen hohen Anteil von Schiiten: Iran, Irak, Bahrain, Libanon, Aserbaidschan.
Einzelheiten siehe Wiki



Scholl-Latour, Peter

Scholl-Latour 1965

Peter Roman Scholl-Latour, * 1924 in Bochum † 2014 in Rhöndorf
Sohn eines Arztes, Mutter Schwester des im KZ Sachsenhausen ermordeten Artzes Robert Nußbaum.
Katholisch getauft, gilt wegen der jüdischen Mutter als Mischling 1. Grades im Sinn der Nürnberger Rassegesetze. 1936 im ehemaligen Jesuitenkolleg Sankt Michael im schweizerischen Freiburg, die Nazis untersagen den Eltern weitere Geldüberweisungen in die Schweiz, Peter muss 1940 nach Deutschland zurückkehren, 1943 Abitur am Wilhelmsgymnasium in Kassel.
Will sich 1944 zur französischen Armee melden und über Jugoslawien dorthin gelangen will, in der Steiermark verhaftet, 1945 in Gestapo-Haft Graz, Wien und Prag. Flecktyphus.
1945/1946 französische Fallschirmjägereinheit Commando Ponchardier in Indochina, 1948 Studium in Mainz, Paris Medizin (1 Semester), dann Philologie und Politikwissenschaft. 1954 Promotion über Rudolf G. Binding. 1956 bis 1958 Studium der Arabistik und Islamkunde Beirut, Diplomprüfung.
Arbeitet schon schon während des Studiums als Reisejournalist für deutsche und französische Zeitungen und Rundfunkanstalten. Bereist Amerika, Afrika, den Vorderen Orient und große Teile Südost- und Ostasiens.
1954 und 1955 Sprecher der Regierung des Saarlandes, bis 1963 ARD-Afrikakorrespondent in Léopoldville (Kinshasa) und Brazzaville, 1963 Gründung ARD-Studio in Paris, das er bis 1969 leitet. 1969 bis 1971 WDR-Fernsehdirektor, 1971 ZDF-Chefkorrespondent, leitet zusätzlich 1975 bis 1983 das Pariser ZDF-Studio.
Scholl-Latour reist von Paris aus regelmäßig als Sonderkorrespondent nach Vietnam, 1973 von den Vietcong gefangen genommen, nach einer Woche jedoch wieder frei.



1976 Reisen nach Vietnam, 1978 Kanada, 1980 Kambodscha und 1981 China und Afghanistan. Seit 1978 Kontakt zu Ayatollah Chomeini (bei Paris im Exil). Gehört er zu den privilegierten Journalisten, die den Revolutionsführer bei seiner Rückkehr in den Iran im Flugzeug begleiten und danach in den Monaten der Revolution mehrfach interviewen düfen. 2011 Interview mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.
Veröffentlicht zu vielen Themen und Weltregionen Sachbücher, über 30 Bücher mit einer Gesamtauflage von ca. 10 Mill., Der Tod im Reisfeld von 1980 mit 1,3 Millionen zum Zeitpunkt seines Todes meistverkauftes Sachbuch Deutschlands seit 1945
Seit 1988 vor allem freier Autor, bis 2010 gelegentlich noch Reportagen für ZDF, Interviewpartner und Gast in Talkshows
Hat sowohl deutsche wie französische Staatsbürgerschaft, lebt abwechselnd in Rhöndorf, Berlin-Charlottenburg, Paris und in Tourrettes-sur-Loup bei Nizza. In erster Ehe mit der Journalistin Gertrud Knies verheiratet (1 Sohn), in w. ehe 1985 mit Eva Schwinges.


Einzelheiten siehe Wiki



Schwarzer Turban



Unter persischen und arabischen Gelehrten schwarze und grüne Turbane verbreitet, die Abstammung vom Propheten Mohammed anzeigen. Die schwarzen Turbane tragen Sayyids (arab. "Herr", Ehrentitel der Nachkommen Mohammeds, die von ihm über seinen Enkel Husain abstammen - Nachkommen seines älteren Enkels Hasan: Titel Scherif - grüner Turban).





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