Das eben ist der Fluch der bösen Tat,
daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.


Glossar

D





Dschihad



Begriff (arab. Anstrengung, Kampf, Bemühung, Einsatz) bezeichnet im religiösen Sinne wichtiges Konzept islamischer Religion: Anstrengung/Kampf auf Weg Gottes.
Grundgebot islamischen Glaubens, allen Muslimen auferlegte Pflicht. Koran und Sunna meinen damit primär militärischen Kampf, nicht eindeutig, ob es sich um universellen Kampf gegen Andersgläubige oder nur um Defensive handelt. Nach klassischer islamischer Rechtslehre (Fiqh) dient Kampf Erweiterung und Verteidigung islamischen Territoriums, bis Islam beherrschende Religion.
Muslimische Autoren der Moderne sehen ausschließlich solche Kriege als legitim an, die Verteidigung islamischer Staaten, Freiheit der Muslime, Islam außerhalb dieser zu verkünden, und Schutz der Muslime unter nichtislamischer Herrschaft dienen.
Europäier übersetzen Begriff häufig mit 'Heiliger Krieg'. In Islamwissenschaft Umschreibung Dschihad als Heiliger Krieg im Sinne von Gott vorgeschriebenen, seinetwegen geführten und von ihm belohnten Krieges gängig. Gleichsetzung beider Begriffe umstritten.
Dschihadisten (Dschihadismus-Anhänger) propagieren Aufbau und Ausdehnung des Machtbereichs eines islamischen Staates mit Gewalt.
Ideologische Vorläufer Wahhabismus und Muslimbruderschaft (frühe dschihadistischen Gruppierungen in den 1970er Jahren al-Dschihad u.a., die durch Terroranschläge auf sich aufmerksam machen, 1981 Ermordung des ägyptischen Präsidenten Anwar el-Sadat).
Großen Zulauf erhält Dschihadismus in den 1980er Jahren in Afghanistan infolge sowjetischer Invasion, als islamistische Mudschaheddin mit Unterstützung Pakistans, Saudi-Arabiens und USA gegen Sowjetarmee und von ihr unterstützte kommunistische Regierung kämpfen. Osama bin Laden wird mit dem von ihm aufgebauten internationalen Netzwerk al-Qaida ab 1990er Jahre führender Repräsentant der grenzübergreifend aktiven Dschihadisten. Nach erfolgreichem Partisanenkrieg in Afghanistan verlagert sich Schwerpunkt auf Terrorismus, 11. September 2001 erzielt herausragende internationale Wirkung. Unabhängig von al-Qaida entstehehen mächtige dschihadistische Gruppierungen in Somalia (al-Shabaab), Pakistan (Laschkar e-Taiba), Russland (Kaukasus-Emirat) und Indonesien (Jemaah Islamiyah).
Besetzung des Irak durch internationale Truppen bietet neues Kampfgebiet, wo dschihadistische Organisationen mit Anschlägen Aufsehen erregen. In Volksaufständen des "Arabischen Frühlings" ab 2010 entstehen in Tunesien, Ägypten, Libyen und Syrien weitere dschihadistische Gruppierungen.
Miliz Islamischer Staat (IS) erreicht 2014 einen mit al-Qaida konkurrierenden Führungsstatus innerhalb der Bewegung, als ihr Eroberung weiträumigen zusammenhängenden Territoriums im Nordwesten des Iraks, im Osten Syriens und Erbeutung großer Waffenbestände der irakischen Armee gelingt. Nach massenhafter Verfolgung von Minderheiten (z. B. Jesiden im Nordirak) und vielen medienwirksam inszenierten Enthauptungen westlicher Geiseln IS ab August 2014 Ziel andauernden Militärintervention (Luftangriffe der USA und Verbündeten im Irak und in Syrien) UN-Resolution 2178 vom September 2014 gegen internationale Phänomene des Terrorismus nennt ausdrücklich IS.



Angaben über personelle Stärke des IS stark variierend. Arabische Medien: 100.000; westliche Beobachter: die Hälfte, ausländische Kämpfer im IS, geschätzt auf 20.000.

Einzelheiten siehe Wiki


Donbass



Donbass (russisch, ukrainisch: Donezbecken) großes Steinkohle- und Industriegebiet beiderseits der russisch-ukrainischen Grenze.
Im Nordostteil durchflossen vom namensgebenden Donez ("kleiner Don" - rechter Nebenfluss des Don). In der Ukraine gehören der nördliche und mittlere Teile der Oblast (Verwaltungsbezirk) Donezk, der südliche Teil der Oblast Luhansk und der äußerste Osten der Oblast Dnipropetrowsk zur Region, auf russischer Seite ist es der westliche Teil der Oblast Rostow. Das Zentrum des D. ist Donezk (fast 1 Mill. Einw.).

Städte (über 100.000 Einwohner)
Ukraine: Luhansk, Makijiwka, Horliwka, Kramatorsk und Slowjansk sowie Altschewsk, Sjewjerodonezk und Lyssytschansk
Russland: Volgodonsk, Šachty



Man unterscheidet das zentrale D. ("Altes D.") vom "Großen D.", das ab den 1950er Jahren durch starke Erweiterung nach Westen und Osten entsteht. Das "Alte D." umfasst eine Fläche von 23.000 km², wobei ca. 75 % auf ukrainisches, 25 % auf russisches Gebiet entfallen.



Das "Große D." reicht im Westen bis zum Erzabbaugebiet um die Stadt Komsomolsk und umfasst auch die Kohleabbaugebiete um Pavlohrad. Im Osten reicht es bis zur Industriestadt Volgodonsk. Es hat eine Fläche von 60.000 km², 40.000 km² auf dem Territorium der Ukraine und 20.000 km² auf dem Gebiet der Russischen Förderation. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 ist das D. geteilt und bildet keine wirtschaftspolitische Einheit mehr. (Der russische Teil wird nun Östlicher D. genannt, für den ukrainischen Teil ist der Begriff D. gebräuchlich).

Aufgrund seines Rohstoffreichtums entwickelte sich das D. zur größten Industrieregion Osteuropas. Im ukrainischen Teil sind gegenwärtig ca. 300 Steinkohlewerke im Betrieb. Wegen ihrer hohen Methankonzentration und mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen gehören die Gruben zu den gefährlichsten Europas. Daneben dominieren Metallerzeugung, Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemische Industrie sowie Elektrizitätskraftwerke, allein zehn auf ukrainischem Gebiet.
Die industrielle Nutzung belastet die Umwelt stark. Die Wasserversorgung ist sehr problematisch, da die lokalen Wasserressourcen in der Steppenregion sehr begrenzt sind, was insbesondere bei Metall- und Elektrizitätserzeugung Probleme bereitet.
Bevölkerungs- und Städtedichte ist die höchste in Osteuropa (Donezk z. B. 176,2 Einw./km²).



Auch wenn der überwiegende Teil des D.s auf ukrainischem Gebiet liegt, so dominiert in den Städten der russische Bevölkerungsanteil, da die Zuwanderung während der Industrialisierungsphase überwiegend aus Russland erfolgt. Die materielle Situation der Bevölkerung ist im Vergleich zu umliegenden Regionen im D. relativ gut. Die schwierige Umweltsituation und die darauf beruhende niedrige Lebenserwartung lassen aber die Regionen Donezk und Luhanzk beim UNO-Human Development mit Abstand die letzten Plätze unter allen ukrainischen Regionen belegen.

Geschichte
Kohlevorkommen werden 1721 entdeckt, 1795 errichtet die russische Regierung in Luhanzk das erste größere metallverarbeitendes Werk. und in Lysycans'k das erste bedeutendere Kohlebergwerk. Mit dem Anschluss an das russische Eisenbahnnetz setzt 1870 ein rasanter Aufschwung ein. Investoren sind in dieser Zeit ausländische Kapitalgeber (Belgier, Briten, Deutsche und Franzosen) auf.
Arbeits- und Lebensbedingungen sind damals für den Großteil der Bevölkerung sehr schlecht. Viele haben nicht gesicherte Arbeitsplätze, Aufschwungs- und Krisenzeiten wechseln in kurzer Folge ab, was eine hohe Fluktuation verursacht. Linke Parteien und Arbeiterorganisationen haben regen Zulauf, ab 1887 kommt es mehrfach zu großen Streikaktionen (bei denen es in der Regel auch zu Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung kommt) .
Im Ersten Weltkrieg profitiert die Wirtschaft von der erhöhten Rüstungsgüternachfrage. Im Verlauf des anschließenden Bürgerkriegs erleiden aber Industrie und Bevölkerung starke Schäden, 1919 bringt die Rote Armee das D. endgültig unter ihre Kontrolle. Der Ausbau des Bergbaus und der Industrie wird forciert, Zwangsrekrutierung von Arbeitskräften ist keine Seltenheit.

Donbass Herz Russlands 
Plakat 1921

Seit den 1930er Jahre arbeiten in den dortigen Bergwerken hunderte deutscher Bergleute, die sich angesichts ihrer Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet dorthin verpflichteten. Soweit sie nicht bis 1935/36 zurückkehren, werden sie alle Opfer der Stalinschen Säuberungen.

Im 2. WK ("Unternehmen Barbarossa") ist das D. mehrmals Schauplatz von Kampfhandlungen, die Deutschen besetzen es 22 Monate. Am Ende des Krieges sind fast alle Industriebetriebe und Kohleminen zerstört bzw. überflutet. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung, sofern nicht geflohen, wird während der deutschen Besetzung ausgelöscht (unter erheblicher Betiligung Einheimischer).
Ab 1944 sind deutsche Kriegsgefangene in Lagern im D. wie Stalino interniert und für Arbeiten in den Bergwerken eingesetzt (etwa 200.000).
In den folgenden Jahrzehnten steigen die Fördermengen stetig an, erreichen Maximalwerte Anfang der 1970er Jahre.
Ab Mitte der 1970er gerät das D. in eine wirtschaftliche Krise, die Sowjetregierung fährt die Investitionen zugunsten sibirischer Industrieregionen zurück. In der Perestroika-Phase Ende der 1980er Jahre kommt es zu großen Streiks.
Im Gefühl, von der Sowjetregierung benachteiligt zu werden, und in der Erkenntnis, dass das Bergbaugebiet des D. in der Sowjetunion wenig Zukunft hat, da Kohle in Sibirien im Tagebau viel günstiger abzubausen ist, wächst auch unter der russischen Bevölkerung die Unterstützung für eine ukrainische Unabhängigkeit, weil die energiearme Ukraine auf die Bergwerke nicht verzichten kann. So stimmt die Mehrheit der Bevölkerung des ukrainischen Teils 1991 für die Unabhängigkeit. Dennoch verhindert die Loslösung von Russland nicht, dass die Region Anfang der 1990er in eine schwere ökonomische Krise stürzt.
Aufgrund der enttäuschten Hoffnungen und des hohen russischen Bevölkerungsanteils erheben sich Mitte der 1990er Jahre Forderungen nach einem Autonomiestatus für die Gebiete Donezk und Luhanzk innerhalb des ukrainischen Gesamtstaats, welcher dem der mehrheitlich von Russen bewohnten Autonomen Republik Krim ähneln soll. Die Kiewer Regierung dämmt die Autonomiebestrebungen erfolgreich ein, indem sie den regionalen Eliten des D. wichtige Posten auf nationaler Ebene verschafft (so stammt der 2002–05 amtierende ukrainische Ministerpräsident Viktor Janukovič aus dem D.; von ihm profitiert der Oligarch Rynat Achmetov, der mit ihm in enger Verbindung stehende Unternehmer erhält bei vielen umstrittenen Privatisierungen den Zuschlag).

Viktor Janukovič Oligarch Rynat Achmetov

2004 kommt es bei den ukrainischen Präsidentschaftswahlen zum erneuten Aufleben der Autonomiebestrebungen. Ende November stimmt das Parlament des Gebietes Donezk für ein Referendum zur Autonomie.

2014 beginnt die heiße Phase des Ukraine-Krieges: Sarajewo im Donbass?







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