DREI KIRCHEN:
Protestantischer Barock
Labyrinth
rätselhafte Orden




Von der Bank oberhalb der Autobahnausfahrt Bad Berneck/Himmelkron
an der BAB 9 hat man eine weite Sicht ins Tal des Weißen Mains,
wo Raine und Straßen geometrische Figuren ins Land zeichnen.
Die frühere Straßenführung der A 9 ist ebenfalls noch gut zu erkennen (rot).





Im Tal stehen drei Kirchen, die verschiedener nicht sein könnten:

St.-Gallus-Kriche Lanzendorf Autobahnkirche St. Christophorus Stiftskirche Himmelkron

Lanzendorf Autobahnkirche Himmelkron




Himmelkron



Die St.-Gallus-Kirche von Lanzendorf


Am Weißen Main: Enten, spielende Kinder, Romantik pur, die Umgebung lädt zum Verweilen...



Der frühere Horror ist vorbei: Die Autobahn führte auf einer Brücke mitten durch die Ortschaft Lanzendorf. Seit 1996 ist die neue Trasse weg, nach Osten verlegt.





Vor kurzem kam eine neue Pfarrerin - sie tut auch Dienst im Behindertenheim Himmelkron.



Das Pfarrdorf Lanzendorf ist ein Ortsteil von Himmelkron mit ca. 1000 Einwohnern. Bis zu ihrem Aussterben 1687 unterhalten die Herren von Wirsberg ein Rittergut im Ort. 1338 übernehmen die Burggrafen von Nürnberg, die späteren Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth aus der fränkischen Linie der Hohenzollern die Macht, die sie bis ins 18. Jahrhundert behalten. 1632 legt Wallenstein den Ort in Schutt und Asche. 1810 folgt der Anschluss an das Königreich Bayern.



















Die Evang.-Luth. Pfarrkirche erhält ihr heutiges barockes Erscheinungsbild bei der letzten Umgestaltung im Jahre 1750. Der Kanzelaltar ist typisches Kennzeichen einer lutherischen Markgrafenkirche. Die 12 Apostelfiguren stammen von 1510.

Der heilige Gallus (lat. "der Kelte") ist ein Wandermönch und Missionar, der vor allem im Bodenseeraum wirkt. Seine Herkunft ist nicht sicher. Eine bekannte Legende über ihn berichtet: Während der Wanderbruder Hiltibod schläft, ist Gallus noch wach, als plötzlich ein Bär auftaucht. Gallus lässt sich nicht einschüchtern und befiehlt dem Bären im Namen des Herrn, ein Stück Holz ins Feuer zu werfen. Der Bär gehorcht, anschliessend gibt Gallus ihm Brot, unter der Bedingung, dass er sich nie mehr blicken lasse.
Hiltibod: „Jetzt weiss ich, dass der Herr mit dir ist, wenn selbst die Tiere des Waldes deinem Wort gehorchen.“








Himmelkron



Autobahnkirche St. Christophorus

Diözesanbaumeister Eugen Vonmetz erbaut die Anlage, die Gemeindemitgliedern und Reisenden gleichermaßen offen steht.
Auffälligstes Merkmal ist der ungewöhnlich stark akzentuierte Turm. An diesen lehnt sich, wenngleich räumlich getrennt, das Hauptgebäude mit seiner aufstrebenden Linienführung an. Die schräge Altarwand und das aufsteigende, einer Skischanze ähnliche Dach verhelfen dem Bau trotz seiner bescheidenen Dimensionen zur großen Geste. Das Pflasterbild auf dem Kirchenvorplatz bildet das Labyrinth von Chartres nach.















Nur zwischen den Evangelisten Matthäus und Markus besteht Einigkeit über das Gremium der 12 Apostel, als da sind:
Jacobus der Jüngere, Thaddäus, Simon, Judas (der Verräter), Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas,
Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes











Das Martyrologium romanum erwähnt einen Märtyrer namens Christophorus, jedoch ohne biographische Angaben - für Legenden Raum genug:
Nach östlichen Quellen soll er ein Riese mit Hundskopf namens Reprobus gewesen sein.
Nach westlichen Quellen hieß er Offerus, der mit seiner riesigen Gestalt alle erschreckte. Offerus kannte seine geistige Grenze und wollte nicht herrschen, sondern dienen – aber nur dem mächtigsten aller Herrscher. Nach lange vergeblicher Suche verriet ihm ein frommer Einsiedler, unbegrenzt sei nur Gottes Macht, und Offerus solle nur Gott dienen und an Stelle eines Fährmanns Reisende über einen Fluss tragen. Eines Tages nahm er ein Kind auf die Schulter, um es über den Fluss zu tragen. Je tiefer Offerus in die Furt stieg, desto schwerer schien das Kind zu werden:
„Kind, du bist so schwer, als hätte ich die Last der ganzen Welt zu tragen!“ „Wie du sagst, so ist es, denn ich bin Jesus, der Heiland. Und wie du weißt, trägt der Heiland die Last der ganzen Welt.”, und am anderen Ufer: „Du hast den Christ getragen, von jetzt an darfst du Christofferus heißen.” Christophorus ist einer der Vierzehn Nothelfer (gegen einen unvorbereiteten Tod). Das Motiv des Christusträgers ist häufig in der Kunst und Gläubige führen Bilder von dem Schutzpatron der Reisenden in ihrem Fahrzeug mit.

Sie beten:
Heiliger Christophorus, du hast das Christuskind sicher durch die gefährlichen Fluten getragen. Geleite auch uns alle durch die Gefahren des Straßenverkehrs und gib, dass wir durch unser Verhalten im Verkehr niemanden gefährden oder verletzen. Schütze unsere Heimat vor Wasser - und Feuersnot! Heiliger Christophorus, als heiliger Gottesmann hast du den Menschen deiner Zeit an Leib und Seele geholfen. Hilf auch uns und allen, die wir in unser Gebet einschließen, bei allen Gebrechen. Vor allem aber erbitte uns die Gnade, geduldig in Gottes heiligen Willen ergeben zu sein, wenn wir lange Krankheiten ertragen müssen.





Und das Sims parkte auch hier ...










Himmelkron



Stiftskirche


Otto III. (oder auch IV.) lebt von 1244 bis 1285. Der Graf aus dem Geschlecht Weimar-Orlamünde, Herr zu Weimar und Rudolstadt und der Herrschaft Plassenburg ist verheiratet mit Agnes Gräfin von Truhendingen, die ebenfalls 1285 stirbt. Ihr Sohn Otto IV. der Jüngere wird Domherr in Bamberg und ist zuletzt Pfarrer von St. Sebald in Nürnberg.
1279 stiftet Otto III. ein Kloster aus göttlicher Einsicht, zum Nachlass aller Sünden und zum Heilmittel unserer Seelen und stattet es mit Schloss Pretzendorf und den Dörfern Hardt, Nemhards und Boschendorf aus, Tochter Agnes wird die erste Äbtissin des Klosters der Zisterzienserinnen. Corona coeli - Himmelkron - nennt die Gründungsurkunde das Kloster.


Grabdenkmal der Äbtissin Agnes von Orlamünde (+ 1354).
Die aus dem Stein plastisch herausgearbeitete Frauengestalt
mit fein lächelndem Gesicht trägt einen Sack im Nacken,
zu deren Füßen kniet ihr Hund.

Die Stiftskirche überragt Bergsporn und Ort. Die östliche Kirchenhälfte mit hohen, durchgehenden Fenstern zwischen schlichten Strebepfeilern und die westliche Kirchenwand mit zwei Fensterreihen oben und sieben kleinen unten weist das typische Bauschema einer Frauenklosterkirchenanlage auf. Über der Trennwand der Kirche zwischen Laienkirche im Osten und "innerer" Kirche im Westen, hoch oben auf dem steilen Kirchendach, der bescheidene Dachreiter.


Nach der Klosterzeit fällt der Besitz an die Landesfürsten, die Markgrafen von Kulmbach-Bayreuth, die die Klostergebäude als Jagdschloss und Sommerresidenz benützen. 1750 lässt Markgraf Friedrich von Bayreuth (sein "F" und Wapen schmücken auch die Decke der Lanzendorfer Kriche - siehe oben) aus unsinnigem Hass gegen die gotischen Bauwerke drei Flügel des Kreuzgangs abreißen. Und 1792 gibt Markgraf Alexander von Ansbach Kloster und Schloss zum Verkauf an die Bevölkerung frei, 1892 kauft sie der Ortspfarrer zurück und übergibt sie der Diakonissenanstalt Neuendettelsau.
Etwa zwei Dutzend bemerkenswerter Grabsteine findet man in der Kirche, dem einstiger Laienraum. Der hintere Teil ist durch eine Trennwand abgeschnitten, dort befand sich der Klausurbereich.







Grabmal des Grafen Otto VII. von Orlamünde (+ 1340)
Von dessen Witwe Kunigunde geht die Sage des orlamündischen Kindermords, das Gespenst der Weißen Frau spukt seither durch viele Stammschlösser, die Kinderleichen sind bis ins 17. Jahrhundert in der Kirche bezeugt.
Kunigunde, Herrin der Plassenburg, verliebt sich in Albrecht den Schönen, Sohn des Nürnberger Burggrafen. Dieser lässt verbreiten, er würde sie heiraten, wenn nicht vier Augen im Wege stünden, gemeint waren seine Eltern, diese Verbindung ablehnend. Kunigunde missversteht die Nachricht und bezieht sie auf ihre zwei Kinder, ein Mädchen von zwei und einen Jungen von drei Jahren: Mit einem Nadelstich in den Kopf begeht sie die Morde, Albrecht sagt sich daraufhin los. Kunigunde pilgert nach Rom, erlangt vom Papst die Vergebung, mit der Auflage, ins Kloster zu gehen. Auf Knien rutschend erkennt Kunigunde auf dem Hügel zwischen Trebgast und Himmelkron das Kloster und stirbt, als sie ihre Kinder in der Kirche begraben hat, vor Erschöpfung. Als Weiße Frau erscheint sie, um den hohenzollerschen Nachkommen Albrechts kommende Todesfälle und andere bevorstehende Unglücke anzuzeigen.


Der geschmacklose, damals modische Kanzelaltar
aus der Barockzeit (sahen wir das nicht in Landzendorf?)
stört die gotische Innenarchtektur
der Laienkirche barbarisch.






Vom Kreuzgang, der spätgotische Dekorationskunst phantasievoll und glänzend zeigt,
wie weit und breit nichts Ähnliches, existiert nur noch ein Rest;
er verbindet Kirche und Kloster.

Was alles muss da zersört sein , wenn dieser Rest uns so in Erstaunen versetzt?

Die Szenen der Reliefs, wohl nach einem verschollenen mittalalterlichen Blockbuch -
ähnliche symbolhafte Darstellungen tauchen in ganz Europa auf -
finden sich vollständig nur hier an der Wand des Kreuzgangs von Himmelkron versammelt:



1. Erschaffung der Welt

Links Gott der Schöpfer „Fiat“ (es werde) steht auf dem Spruchband. Der gekrönte Mann rechts - König David - weist auf Gott und die Schöfpung und spricht: „Ipse dixit et facta sunt, ipse ma[n]dav[it] et creata sunt“ (er sprach, und es geschah; er befahl, und es wurde geschaffen, Ps.33, 9). Die Welt geozentrisch, in der Mitte die Scheibe mit der vom Menschen bewohnten Erde symbolisch als Stadt, umgeben vom Weltmeer, das der Menschenwelt Grenzen setzt. Erde und Mensch im Mittelpunkt des Weltalls, das man sich als neun konzentrische Glaskugeln vorstellt, auf denen sich die Planeten bewegen, während auf der äußersten die Fixsterne befestigt sind. Dahinter die Sphäre Gottes.
In der Symbolik des Reliefs: zwei Kreise mit der Sonne, dem Mond und sechs Sternen.



2. Maria Verkündigung



3.Jesu Geburt



4. Jesu Leiden



5. Kreuzigung und Begräbnis



6. Höllenfahrt und Auferstehung



7. Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten Gottes





Bunte, steinerne Köpfe 26 musizierender Engel
schauen von den Feldern des Netzrippengewölbes herab:
Sie halten Noten, Monochord, Laute, Einhandflöte mit Tabor, Portativ, Psalterium,
Trumscheit, Fidel, Triangel, Blasinstrumente, Drehleiter, Gefäßrasseln, Schalmei,
Zugtrompete, Pauken, Signalhorn, Hackbrett, Drehleier, Sackpfeife und Harfe.













Die Musikinstrumente orientieren sich jeweils an der Thematik
der Reliefs:
Auf der Breite der Hölle z. B. schlägt der Musikant die Glocke,
um die bösen Geister zu verjagen ...



König David mit einer Krone als Abschluss.
Ihm gegenüber Jesaja ...
Ihr Spruchbänder lauten:
Lobe ihn mit Pauken und Reigen! (Ps. 140, 4)
Jauchze und lobsinge! (Jes. 112, 6)





Und dann ein Stück, das viele Rätsel aufgibt:



Äbtissin Elisabeth von Künßberg legt 1472 den Grundstein für den spätgotischen Kreuzgang, das Stammwappen ihrer Familie, gekrönt mit roten Büffelhörnern, prangt inmitten der 16 Ordenszeichen.
Heraldisch kann die Ordenskonstellation nur in direktem Zusammenhang mit einem Mitglied dieser Familie stehen, das sich über längere Zeit in unmittelbarer Nähe zum Landesherrn befand: Nur solch einer Person war es möglich, in den Genuss so vieler Mitgliedschaften in Ordensgesellschaften gelangen.

Die geistlichen Ritterorden kontituieren sich während der Kreuzzüge, um das Christentum zu verbreiten und sich karitativen Tätigkeiten zu widmen. Ihre Mitglieder heften sich als Erkennungszeichen ein Kreuz an den Mantel. Sie sind verbunden durch Dienst und ordo, eine Satzung. Wir kennen vier Orden: den Orden des Heiligen Grabes, den Johanniterorden, den Templerorden den Deutschen Orden.
Nach dem Vorbild der geistlichen Ritterorden begannen die Herrscher, Ritterorden weltlichen Charakters zu gründen. Zum Unterschied zur komplizierten Hierarchie bei den geistlichen Ritterorden ist die der weltlichen einfach: Das Ordensoberhaupt, der Souverän, sammelt eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern, Rittern, um sich, deren einziges Meritum ihre hohe Geburt ist.

Wesentliches Merkmal ist, dass die Aufnahme in den Orden wie bei den geistlichen Ritterorden auf noch zu erbringende Taten abzielt.
Wer - sofern es sein sozialer Stand erlaubt - sich einer Ordensgesellschaft angeschlossen hat, trägt deren Emblem nicht nur auf der Kleidung, sondern benutzt es auch zur Dokumentation seiner Persönlichkeit in Siegel und Schild. Daher rührt der Begriff "Orden" in seiner heutigen Bedetung als Ehrenzeichen. Kettenorden eigenen sich besonders. Diese ganz speziellen frühen Ausformungen des heute üblichen Ordenswesens zeugen nicht nur von der ungemeinen Mobilität insbesondere des mittelalterlichen Ritters, sondern geben auch tiefen Einblick in die vom Spätmittelalter bis hin zur Reformation so gut wie in ganz Europa auftretenden Ritter-, Turniergesellschaften und Orden.



des konigs von Engeland
links: Eine Kette, die aus gotisch geformten und der Minuskelschrift entlehnten Buchstaben S gebildet ist, und an dieser als Kleinod ein verschlungenes Band, ähnlich dem englischen Hosenband. Es ist aber nicht die Kette dieses Ordens, sondern ein Gesellschaftszeichen, das die Könige von England trugen, wie aus dem Harald-College zu London mitgeteilt wird: Were accustomed to bestow upon theirfriends and followers.
Unerforscht ...

des konigs von nafern (Navarra)
rechts: Eine Kette aus verschlungenen Spruchbändern gebildet, an dem als Kleinod scheinbar ein Schiff hängt; doch ist dabei nicht an den Orden du navire oder de la coquille du mer zu denken, sondern eher an den Orden de notre dames du Lis, ebenfalls: unerforscht ...



des . grafen . von . mantha
Wahrscheinlich Mantua, denn eine Tochter des Markgrafen Johann, Barbara, vermählt sich 1437 mit dem Markgrafen von Mantua, Ludwig Gonzaga.



des hertzogs von osterich
Das Ordenszeichen, ein unter einem Spruchband ohne Inschrift liegendes rechtsgewandtes, von einem Kranz von Flammen umgebenes Lamm vor einem Felsen, gibt der Forschung bis heute große Rätsel auf. Man verweist auf das Grünbergsche Wappenbuch, wo den Schild Kaiser Friedrichs III. eine entfernt an das Goldene Vlies erinnernde Darstellung dieses Abzeichens umgeben soll oder auf das Wappen des jugendlichen Erzherzogs Maximilian, Sohn Kaiser Friedrichs III. und späteren Kaisers.Oder man will eine Scheibe erkennen, in der sich ein Wolf auf einem von Flammen umzüngelten Felsen oder Ast befindet. Alles offen ...



furst von Hessen
Eine Kette aus Blättern, an der ein abwärts gerichteter Vogel und an diesem ein schreitender Löwe hängt. Dargestellt ist das Emblem des vom Grafen von Wied, Katzenellenbogen und Nassau 1379 zu Wiesbaden gestifteten Löwenbundes. Landgraf Ludwig von Hessen gehörte zu den Waffengefährten des Markgrafen Albrecht Achilles.



des Hochmeister von Sant anthoni
(später als Antonius-Orden bekannt). Das an der Kette anhängende T stellt das Ordenszeichen einer Mitgliedschaft im geistlichen Ritterorden des hl. Antonius dar. Herzog Albrecht von Bayern aus der Linie Straubing-Holland übernimmt 1358, nachdem sein Bruder, der Herzog Wilhelm, dem Wahnsinn verfallen ist, die Regentschaft über das Land Hennegau in Holland, Seeland und Friesland und nach dem Tode des Bruders diese Lande als Erbteil.
Eine im Mittelalter besonders in Frankreich vorkommende epidemische Krankheit, das Antoniusfeuer, auch höllisches oder heiliges Feuer genannt, ergreift immer verheerender die Lande Albrechts. Er glaubt, durch eine besondere Ehrfurchtsbezeigung gegen den hl. Anton das Übel am sichersten steuern zu können, und stiftet 1382 den nach diesem Heiligen benannten Ritterorden, weist ihm als Hauptsitz die St.-Antonius-Kapelle in dem Forste Havre bei Mons an, lässt zu geistlicher Verrichtung in dieser Kapelle sieben Religiosen aus dem Kloster St. Antonie in der Dauphiné kommen und baut ihm ein Hospital neben der Kapelle. Nach anderen Quellen soll der Orden einem Kriegszuge, den Herzog Albrecht gegen die Türken unternahm und wobei er sein Heer dem besonderen Schutz des hl. Anton empfehlen will, seine Entstehung verdanken.
Die Ritter müssen von reinem und hohem Adel oder durch Wissenschaft ausgezeichnet sein. Ordenszeichen sind ein Krückstock in Form eines T und ein Glöckchen, das an einem Einsiedlergürtel (Knotenstrick) um den Hals hängt. Zum Vergleich dienen hier sowohl Jan van Eycks Gemälde Der Mann mit den Nelken als auch die Bildnisse der unglücklichen Jakobäa von Bayern-Holland und ihres Gemahls, Frank von Borselen. Alle tragen die Insignien des Orden vom hl. Anton. Viele Ritter kommen dem Deutschen Orden in Preußen zur Hilfe, andere in Rhodos oder in Afrika. Der Orden verschwindet schon unter Albrechts Nachfolger Wilhelm II. oder kurz danach. Spital und Religiosen erhalten sich noch längere Zeit.


Der Mann mit den Nelken

Jakobäa von Bayern-Holland

Frank von Borselen        


der . konig . von . ziperen
links: Die Gesellschaft wird später als Schwertorden bekannt. Guy von Lusignan, König von Jerusalem und Zypern, stiftet sie 1195. Die Mitglieder schwören, Religion und Regenten zu verteidigen und über Staatssachen Stillschweigen zu wahren.
Die Ordenskette bilden so genannte Zweifelsknoten, in welche die Buchstaben R und S geflochten sind. Um ein Schwert schlingt sich ein Schriftband mit der Devise: pro halte mantener (pour loyaute maintenier), die die Hauptpflicht des Ordens: silence (Schweigsamkeit) verdeutlicht.

des . kong . vo . spais
rechts: Zwei kreuzweise gelegte Streitäxte - mehr ist über diese Gesellschaft nicht erforscht ...



des koniges von kastilia
links: Die Insignie dieser Gesellschaft besteht aus einem Kragen, gebildet aus einer Doppelreihe von Blättern oder Schuppen. König Johann II. von Kastilien stiftet im Jahr 1429 den Orden de la squama (Orden von der Schuppe) zur Verteidigung der katholischen Religion und zur Bekämpfung der Mauren. Mit dem Tode des Stifters, dessen Hof Anziehungspunkt für viele Dichter ist, erlischt der ziemlich unbekannt gebliebene Orden, dessen Zeichen ein Kreuz von Fischschuppen auf einem weißen Kleide ist. Bei dem Schuppenhalsband dürfte es sich um einen Bestandteil der Ordenstracht handeln.

aramenia des kongs
rechts: Die Gesellschaft ist bekannt als Kannenorden von Aragon. Dargestellt ist der aus einer Kette von Blumenkrügen, von denen jeder drei Lilien enthält, gebildete aragonesische Kannenorden, dessen Kleinod der anhängende Greif als Sinnbild des Windes gilt. Stifter ist König Ferdinand I. von Kastilien und Aragon, wohl 1403.
Der Orden konnte auch in verminderter Form getragen werden. Von dem weit gereisten Tiroler Minnesänger Oswald von Wolkenstein (1377 - 1445) existieren zwei Abbildungen: Auf der einen trägt er sowohl die Kette mit dem Greifenanhänger wie auch die Schärpe mit der aufgelegten Kanne und den Lilien, auf der anderen nur den Greifen an einer einfachen Halskette.



Gesellschaft vom Adler
links: Das Ordenszeichen steht - als einziges im ganzen Deckengewölbe - völlig isoliert ohne Herold. Dennoch besteht zum Stifter des daneben dargestellten ungarischen Drachenordens zumindest familiär eine enge Beziehung: Kaiser Sigismund war der Schwiegervater des Gründers der Gesellschaft vom Adler, Herzog Albrecht V von Österreich (1438 deutscher König), der sie 1433 gründet. Die Dekoration stellt einen aus einer stilisierten Wolke herausragenden Arm mit einer Rute und den ziemlich frei modellierten Adler dar. Er soll die Hand Gottes markieren, die jeden strafen kann, der sich nicht an den Wahlspruch Tue Recht hält. Die Ordensgesellschaft ist wohl identisch mit dem vielfach bezeichneten Disziplinenorden.
Sie wird zum Kampf gegen die Hussiten gegründet, deren Bekämpfung auch Kaiser Sigismund besonders propagiert. Um die Aufnahme, als deren Voraussetzungen streitgemäßes Alter, guter Ruf, Ritterbürtig- und Ehrbarkeit gelten, muss nachgesucht werden. Nachdrücklich verlangt wird Treuepflicht gegen das Oberhaupt der Gesellschaft. Diee Annahme anderer Gesellschaften für die Mitglieder scheint ohne Einschränkung möglich gewesen zu sein.

kaisser . sigemunt
rechts: Später ungarischer Drachenorden oder Orden des umgekehrten Drachen in Deutschland
Gemeint ist Sigismund von Luxemburg (1368 -1437), König von Ungarn (1387-1437) und späteren Kaiser (1410-1437), er stiftet die ungarische Drachenorden-Gesellschaft (geselschaft mit dem trackheh). Ältester urkundlicher Beleg datiert von 1408. Die Gründungsurkunde bezeichnet die Verteidigung der Christenheit gegen ihre Urfeinde, die durch den Drachen symbolisiert werden, als den eigentlichen Ordenszweck. Sigismund, der in Nürnberg geborene Sohn Kaiser Karls IV. , wird am Beginn seiner Herrschaft in Ungarn als Fremder betrachtet. Mit seiner Gesellschaft will er wohl die Mächtigen seines Landes enger an sich binden. 1409 tritt Herzog Ernst der Eiserne von Österreich mit einer Gruppe von Adeligen in die Gesellschaft ein. In der Folge verbreitete sich die societas draconica seu draconistarum in ganz Europa, als dessen deutsches Pendant der Orden des umgekehrten Drachen anzusehen ist. Als ganz besonderer Gunstbeweis wird fremden Herrschern die Erlaubnis erteilt, selbst eine bestimmte Anzahl von Personen in die Vereinigung aufnehmen zu können.
Offensichtlich besteht die Gesellschaft aus zwei Klassen: mit und ohne Kreuz über dem Drachen. Der worent aber nit me den XXIV die das crewtz und den lintwurm allain mit im trugent daran. Ir worent aber viel die den wurm allein trugent; in allen landen er in geben hatte allein one das creuze.



mar . ck . graff . albre
(später als Schwanenorden bekannt) Kurfürst Friedrich I. , Burggraf von Nürnberg, Markgraf von Brandenburg-Ansbach gründet 1435 nach glücklicher Heimkehr seiner Söhne Johann und Albrecht von ihrer Pilgerfahrt ins Heilige Land neben der Marienkapelle auf dem Harlungerberg nordwestlich von Altbrandenburg ein Prämonstratenserkloster. Kurz nach dem Tode des Vaters fügt dessen Sohn und Nachfolger Friedrich II. dieser Klostergründung die Stiftung der Schwanenordensbruderschaft fürstlicher, rittermäßiger und adeliger Personen beiderlei Geschlechts bei und bestimmt die dem Kloster verbundene Marienkirche zur Ordenskirche der neuen Gesellschaft. Er will mit dieser religiös ausgerichteten Bruderschaft und einer streng monarchischen Organisation den Adel stärker an den Landesherrn binden.
Die ursprünglich für die märkische Ritterschaft gestiftete Gemeinschaft dehnt Markgraf Albrecht 1459 auch auf Süddeutschland aus, wo es 1484 zur Errichtung eines eigenen Zweiges kommt, der um 1485 in Franken seine größte Blüte entfaltet. 1464/65 sind zehn Fürsten, 14 Fürstinnen, 83 Grafen, Herren und Ritter, 115 Edelleute und 104 Edeldamen Mitglied.
Für die Ordensmitglieder diesseits des Thüringer Waldes werden Ordenstage und Gottesdienste der Brandenburgischen Gesellschaft, wie Süddeutschland den Orden nennt, in der Ritterkapelle des Ansbacher Gumbertusstiftes abgehalten, während die Ordensgebühren in das Ansbacher Stift zu entrichten sind. Das Ordenszeichen ist eine Kette mit anhängendem Kleinod aus einem Marienbild und darunter einem von einem Halstuch mit je drei bis fünf Fransen umwundenen Schwan. Die Kettenglieder sind Folterinstrumente (Premtzen), darin Herzen gepeinigt werden. Nach dem Tode Albrechts waren die brandenburgischen Lande wieder auseinander gefallen. Die Reformation ist letztlich für den Niedergang und das Ende des Ordens verantwortlich, er kommt 1528 in Süddeutschland zum Erliegen, Archivalien sind in großer Zahl erhalten.



bischoff . von . mantz
Die Ordenskette besteht aus einer fortlaufenden Verschlingung des Buchstaben S. Das anhängende Kleinod scheint eine mit einem Streitkloben bewaffnete Mannsgestalt zu sein.
Wahrscheinlich ist eine von dem streitbaren Erzbischof von Mainz, Graf Diether von Isenburg-Büdingen, gestiftete Rittergesellschaft gemeint.
Diether von Isenburg schließt sich Friedrich I. von der Pfalz, Gegner Kurfürst Albrechts im Pfälzer Krieg, in der Frage der Reichsreform und der Finanzierung der Türkenabwehr an und verweigert dem Papst die Palliengelder und die Annaten. Papst Pius II. setzt ihn deshalb 1461 ab und er muss nach den als Mainzer Stiftsfehde bekannt gewordenen heftigen Kämpfen, in denen Mainz seine Stadtfreiheit verliert, 1463 zu Gunsten Adolfs von Nassau seinem Amt entsagen. (Nach dessen Tod 1475 wirde er wieder gewählt; er stiftet die Universität Mainz.)



konig . kristoffel. vo . tenmack
Prinz Christoph von Bayern (Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Bayern) steht als König Christoph III. von Dänemark einer Rittergesellschaft vor, deren Zeichen der nordische Drache (Lindwurm) ist. Daher ist die Kette aus Drachen gebildet. Auch das anhängende Kleinod ist ein Lindwurm, der gleichfalls Bestandteil seines königlichen Wappenschildes ist. Als jüngster und einzig überlebender Abkömmling der sieben Kinder des Pfalzgrafen Johann aus der Linie Neunburg-Oberpfalz gelangt der 1418 zu Neumarkt/Oberpfalz geborene Christoph in Europa zu hohen Ehren. Seine Mutter Katharina war eine Tochter des Herzogs Wratislaw VII. von Pommern-Stolp und Schwester des Königs Erich XIII. von Dänemark. Nachdem man ihn schließlich vertrieben und abgesetzt hatte, wählt man 1440 Christoph zum König von Dänemark, Schweden und Norwegen. Zur Hauptstadt seines Reiches macht er Kopenhagen. Christoph stirbt 30-jährig in Hälsingborg, und mit ihm erlischt die bayerische Linie Neunburg.
Die Lindwurm-Ordensgesellschaft soll jedoch bereits durch König Erich XIII. von Dänemark gegründet und von König Christoph III., der selbst keine Ordensgesellschaft ins Leben ruft, usurpiert worden sein. Der Drache verkörpert in der germanisch-nordischen Mythologie die gottfeindlichen Mächte und muss getötet werden, damit die Welt entstehen oder bestehen kann. Sein dabei vergossenes Blut gilt als fruchtbringend und verleiht bei Genuss überirdische Kräfte. In der Heraldik erhält der Drache (seit dem 11. Jahrh. mit Flügeln) im 16. Jahrhundert ein zweites Beinpaar und wird seitdem in Lindwurm (zwei Beine) und Drache (vier Beine) unterschieden. Er erscheint im Ostseeraum neben dem Greifen als häufiges Wappenbild.



des . kongs . von . temack
(später Elefantenorden) Eine phaleristische Sensation, die gleichzeitig Rätsel bezüglich der wirklichen Entstehungszeit der figürlichen Deckendarstellungen aufgibt! Denn ohne Zweifel handelt es sich hier um die Kette des dänischen Elefantenordens mit anhängendem Symbol der drei Nägel des Kreuzes Christi. Zum Vergleich dient ein zwischen 1471 und 1484 entstandenes Exlibris des Hauptmanns an der Etsch und Burggrafen zu Tirol, Christoph Botsch von Zwingenburg. Dieses spätmittelalterliche Bücherzeichen passt genau in die Entstehungszeit des Himmelkroner Kreuzganggewölbes und stellt mit seinen fünf zeitgenössischen Ordensabbildungen nicht nur ein Beispiel der hohen Wertschätzung dar, der sich Ordensgesellschaften dieser Art erfreuten, sondern spiegelt auch die hohe soziale Stellung seines Besitzers wider.
Der noch heute blühende dänische Orden wird der Sage nach bereits im 12. Jahrhundert durch König Knut VI. gegründet. König Christian I. soll ihn 1458 als Bruderschaft von der Jungfrau Maria lediglich erneuert haben. Das auf dem Exlibris des Christoph Botsch abgebildete alte Ordenszeichen zeigt unterhalb der Elefantenkette eine runde Scheibe mit der Darstellung Marias mit dem Kinde und daran noch eine kleinere Scheibe mit den sternförmig angeordneten drei Nägeln. Das Marienbildnis zwischen Kette und Nagelscheibe fehlt in Himmelkron! Den Grund dafür kennen wir nicht, und die Erklärung ist auch nicht darin zu suchen, dass diese Bruderschaft nur bis zur Reformation (in Dänemark 1536) besteht. Danach verändert man das Ordenszeichen dahingehend, dass mit nicht nur alle mit der Bruderschaft von der Jungfrau Maria in Verbindung zu bringenden Elemente der Marienverehrung aus dem Ordenszeichen entfernt werden, sondern auch der Orden in eine rein protestantische Vereinigung umgewandelt wird. Seitdem besteht das Ordenszeichen aus einem weiß emaillierten Elefanten, der nun zum Namensgeber des Ordens wird, mit einem darauf sitzenden Mohren. Heute trägt man den Orden an einer Kollane um den Hals bzw. an einem hellblauen Band von der linken Schulter zur rechten Hüfte. Dazu gehört ein achtspitziger Stern auf der linken Brustseite.


Wie kommt der Elefantenorden nach Himmelkron? Sollte die Pilgerfahrt König Christians I. von Dänemark 1474 über Innsbruck und den Brenner nach Rom über Kulmbach geführt haben? Immerhin war König Christian I. seit 1450 mit Dorothea, der Tochter des zehn Jahre zuvor kinderlos verstorbenen Kulmbacher Markgrafen Johann (des Alchimisten) und Witwe seines Vorgängers verehelicht.





Ergebnis der phaleristischen Unersuchungen:
Jemand aus dem Hause Künßberg hatte enge und langwährende Beziehungen zum Hause Hohenzollern und dessen europaweiten Bündnisverpflchtungen sowie Heiratspolitik. Diese Person ist verantwortlich für die spätmittelalterliche Ordenskonstellation im Klosterkreuzgang.






Vom Kreuzgang gelangt man in die Ritterkapelle, in den unteren Raum der einstigen "inneren" Kirche.



In diesem Raum, der heute der Hausgemeinschaft des Behindertenheimes als Andachtskapelle dient, stehen vier Särge mit den Leichen der bayreuther markgräflichen Familie.
Unten links: Prinz Albrecht Wolfgang, 1734 in der Schlacht von Parma im Polnischen Erbfolgekrieg gefallen.
Er wächst gemeinsam mit seinem älteren Bruder Georg Friedrich Karl in Bielefeld auf, studiert an der Universität Utrecht und nach seiner Grand Tour durch Frankreich, England und Italien tritt er in kaiserliche Dienste. Er erreicht er den Rang eines General-Feldmarschalleutnant. Er fällt in einem Treffen bei Parma beim Angriff auf Schloss Crocetta gemeinsam mit Feldmarschall Claudius Florimund Mercy.
Bei diesem Krieg um die Thronfolge Polens nach dem Tod Augusts des Starken (1733) unterstützen Österreich und Russland die Bestrebungen des neuen sächsischen Kurfürsten zum Fortbestand der Personalunion Sachsen-Polen, während Frankreich den früheren polnischen König Stanislaus I. Leszczynski (den Schwiegervater Ludwigs XV.) als Nachfolger einsetzen will. 1733 erklärt der Habsburger Karl VI. Frankreich und Russland den Krieg. Die Kriegshandlungen finden hauptsächlich an der Rhein-Grenze statt, ein weiterer Kriegsschauplatz ist Italien, wo Frankreich und das verbündete Sardinien bei Parma und Guastalla siegreich bleiben.






Heute dient das Kloster dem Diakoniewerk Neuendettelsau als Heim für geistig Behinderte.


Ist das nicht Ernst Herbeck?


Das frühere Kloster Himmelkron
















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