Wer in Karlsbad kurt, für den ist Loket, das "Böhmische Rothenburg", traditionelles Ausflugsziel.
Loket, zu deutsch Ellbogen, liegt an der Ohre (Eger) im Okres Sokolov/Karlovarský kraj/Tschechien.
Loket, das bis 1945 auch Elbogen heißt, hat damals 3750 deutsche und 250 tschechische Einwohner.
1947 sind es 2038, heute 3200 (nur tschechische) Einwohner.
Vor dem Münchner Abkommen 1938 gehört Loket zur Tschechoslowakei; im Oktober 1938 besetzen deutsche Truppen dieses Gebiet, im November wird es förmlich ins Deutsche Reich eingegliedert (Reichsgau Sudetetenland).
Der tschechische Bevölkerungsanteil umfasst 1938 319.000 Einwohner, von denen 61 % die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen, um in ihrer Heimat verbleiben zu können. Die Tschechen, die nicht unter deutscher Herrschaft leben wollen, siedeln die Nazis ins Protektorat Böhmen und Mähren um. Ihren Besitz eignen sich sowohl der deutsche Staat als auch viele deutsche Privatleute gegen schäbige Entschädigung an.
Nach dem Einmarsch deutscher Truppen am 15. März 1939 in die „Rest-Tschechei“ wird das Protektorat Böhmen und Mähren errichtet. Die Erste Slowakische Republik ist Satellitenstaat des Deutschen Reiches. 1941 wird Reinhard Heydrich neuer Reichsprotektor, er stirbt 1942 durch ein Attentat - ein anderes Fundstück ...
Heydrich ist Täter nahezu jeden Kriegsverbrechens und Verbrechens gegen die Menschlichkeit. Ihn beauftragt Göring mit der sogenannten "Endlösung der Judenfrage", er wird der Organisator des Holocausts.
Als Vergeltungsmaßnahme für das Attentat auf Heydrich ermorden die Deutschen die Bewohner der Dörfer Lidice und Ležáky. Während der deutschen Besetzung befinden sich auf tschechischem Boden das KZ Theresienstadt sowie mehrere Außenlager des KZs Flossenbürg, darunter die "Richard"-Gruben.
1945 verkündet der tschechoslowakische Präsident Beneš in Brünn:
„Das deutsche Volk hat in diesem Krieg aufgehört, menschlich zu sein, menschlich erträglich zu sein, und erscheint uns nur noch als ein einziges großes menschliches Ungeheuer. Wir haben gesagt, dass wir das deutsche Problem in der Republik völlig liquidieren müssen.“

Unmittelbar nach dem Einmarsch sowjetischer und amerikanischer Truppen "vertreiben" die Tschechen deutsche Einwohner über die Grenze nach Österreich und Deutschland, unter Verübung zahlreicher Verbrechen. Die Zahlen der Todesopfer durch Hinrichtung, willkürliche Tötung, Krankheit und Hunger schwanken zwischen 30 000 und 270 000. Die "Beneš-Dekrete" billigen das Unrecht (und sind bis heute nicht aufgehoben).

G Galerie
M Museum
P Parkplatz
H Hotel

1 Burg
2 Kirche St. Wenzel
3 Stadthalle
4 Säule der höchsten Dreifaltigkeit
5 Robicturm
6 Altstadttor
7 St. Annen-Kapelle
9 Schwarzenberg-Terrasse
10 Stadtmauer
11 "Weißes Ross"


Überall Spuren unseres größten Dichters, seien es die Namen der Restaurants oder Hotels oder der Plätze, sei es im Stadtmuseum:
Goethe weilt oft hier - und 1823 verliebt der 73jährige sich unsterblich in Ulrike von Levetzow, eine 18jährige, mit der er im Schwarzenberg-Lusthaus (heute "Hotel Weißes Ross") seinen 74. Geburtstag feiert und um deren Hand er durch seinen Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach anhalten lässt.
Antrag abgelehnt, abgereist und die "Marienbader Elegie" verfasst


Motto:
Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt
Gab mir ein Gott zu sagen was ich leide.

Über Loket notiert Goethe in sein Tagebuch:
Heute waren wir in Ellenbogen, das über alle Beschreibung schön liegt und sich als ein landschaftliches Kunstwerk von allen Seiten betrachten lässt.

In der Tat: Das Städtchen Loket liegt malerisch auf einem hohen Granitrücken, auf drei Seiten von der Eger umflossen, woher der Name Ellenbogen stammt. Der "Ellenbogen" ist von der traumhaften Landschaft des Böhmerwaldes umringt.
Keine Stadt Böhmens außer Prag wurde öfter von Malern verewigt als Loket.








Die Kettenbrücke über die Eger von 1836 - ein einmaliges technisches Denkmal
(nach hundertjähriger Existenz durch die heutige Betonbrücke ersetzt).

Carl Spitzwegs Tagebucheintrag von 1849: Der Fluß läuft daselbst wie in Wasserburg, der die Stadt zur Halbinsel umschließt. An den Burgberg schmiegen sich die Gassen der Stadt, die nahezu restlos sanierte Original-Architktur vergangener Epochen säumt.












Die Wenzelskirche:












Annenkapelle:




Schmuckstück ist der Marktplatz mit Dreifaltigkeitsbrunnen und Rathaus:
















Vom nahezu geschlossenen und gut erhaltenen Stadtmauerring schweift der Blick in den Böhmerwald und das Egertal.



Markant über allem thront das Wahrzeichen von Loket:
Hrad Loket, die Burg Neudek, eines der ältesten Böhmischen Schlösser, Ende des 12. Jahrhunderts erbaut, mehrfach umgebaut und 1822 umfunktioniert zum Gefängnis, was es bis 1949 blieb.





Ihre Lage gibt Burg und Stadt den Namen:
Loket, Ellbogen: Die Burg steht auf einer Felsklippe hoch über dem Tal der Eger, die sich um diesen Felsen ellbogenartig herumwindet.

Schon bald wird die Burg zur mächtigen Festung und zum administrativen Zentrum der ganzen Region, und ab 1308 entsteht nach und nach unter dem Schutz der Burg das Städtchen Loket. Im 14.Jahrhundert hält König Johann von Luxemburg seinen Sohn Wenzel (der spätere Kaiser Karl IV.) gefangen. Während der Religionskriege versuchen die Hussiten einige Male vergeblich, die Burg zu stürmen. Im 17. Jahrhundert kauft die Stadt die Burg.
Heute ist dort eine Ausstellung böhmischen Porzellans zu besichtigen - die Gegend ist seit 1792 ein Zentrum der Porzellanherstellung.

Das Foldertmuseum zeigt relistisch die grausamen Methoden und Instrumente zum Quälen Verdächtiger und Bestrafen Verurteilter ...







Zu Füßen der Burganlage fließt die Eger und liegt das Amphitheater, bekannt durch die Kulturtage mit Konzerten des Prager philharmonischen Orchesters oder Rockmusikkonzerten.
















Und in Loket ("Monte Negro") spielt der James Bond-Film "Casino Royale" von 2006.



Und Georg Popel von Lobkowicz, böhmischer Adeliger, höchster Richter und Hofbeamter Rudolfs II.,
wurde hier enthauptet.
Er hatte gegen seinen Herren intrigiert,
das ist aber ein anderes Fundstück ...














Die drei Raben
Drei Raben saßen auf einem Baum,
Drei schwärzere Raben gab es kaum.
Der eine sprach zu den andern zwei'n:
»Wo nehmen wir unser Frühmahl ein?«
Die andern sprachen: »Dort unten im Feld
Unterm Schilde liegt ein erschlagener Held.
Zu seinen Füßen liegt sein Hund
Und hält die Wache seit mancher Stund'.
Und seine Falken umkreisen ihn scharf,
Kein Vogel, der sich ihm nahen darf.«
Sie sprachen's. Da kam eine Hinde daher,
Unterm Herzen trug sie ein Junges schwer.
Sie hob des Toten Haupt in die Höh
Und küßte die Wunden, ihr war so weh.
Sie lud auf ihren Rücken ihn bald
Und trug ihn hinab zwischen See und Wald.
Sie begrub ihn da vor Morgenrot,
Vor Abend war sie selber tot.
Gott sende jedem Ritter zumal
Solche Falken und Hunde und solches Gemahl.

Theodor Fontane


Auf der Burg lebt einst der böse Markgraf Puta von Illburk, der für seine Schandtaten verflucht und in einen Stein verwandelt wird. So die Sage; in Wirklichkeit ist der Stein der älteste bekannte Meteorit auf der Welt, der nach seinem Aufprall 107 kg wiegt. Leider teilt man ihn und bringt 80kg kosmisches Steingewicht nach Wien, 22kg nach Sokolov, im Museum Loket liegt nur noch eine Nachbildung ...