Kennen Sie Purnuškės?
Kennen Sie Litauens Geschichte, im Verlauf derer es wiederholt durch deutsche Truppen besetzt wird?
Zuletzt unter Geheimabsprache der schlimmsten Diktatoren des letzten Jahrhunderts, Hitler und Stalin, was das Schicksal Litauens (und der beiden anderen baltischen Staaten, Lettland und Estland) über Jahrzehnte besiegelt ...



Mangelhafte Europäische Erinnerungskultur:
exemplarisch Litauen



2009 ist Litauens Hauptstadt Vilnius Europäische Kulturhauptstadt, aber noch immer wissen wir wenig über Litauen und das Baltikum.
Litauen?
"Liegt irgendwo im Norden an der Ostsee, und gehörte lange zu Russland ...?"
Litauen hat knapp 3 Millionen Einwohner, Deutschland ist 5 mal so groß, Litauisch ist wieder Amtssprache. Litauen ist das südlichste der baltischen Länder, grenzt im Westen an die Ostsee (mit dem eisfreien Hafen Klaipėda), im Norden an Lettland, im Osten an Weißrussland, im Süden an Polen und die russische Oblast Kaliningrad (das nördliche Drittel des früheren Ostpreußen mit Königsberg, Sitz der Baltischen Flotte).



Purnuškės, ein Dorf nördlich von Vilnius, ist Mittelpunkt Europas, d.h. Flächenschwerpunkt aller dazu gehörenden Landfläche.





Seit Ende des 2. Weltkriegs verwandelt sich Litauen rasant in eine urbane Gesellschaft. 1959 leben noch 3/5 der Bevölkerung auf dem Land, 1990 sind es 1/3.
Seit 1990 nimmt die litauische Bevölkerung kontinuierlich ab.
1992: 3,7 Millionen
2000: 3,5 Millionen
2010: 3,3 Millionen
2014: 2,9 Millionen
Viele wandern in ein anderes Land aus, mehrheitlich junge Erwachsene, die im Ausland größere Chancen sehen.
Nationale Minderheiten im Land sind Polen (etwa 360.000) und Russen (etwa 400.000), bei den über 35jährigen ist Russisch Lingua Franca, bei den Jüngeren Englisch. 80 % sind römisch-katholisch, der jüdische Anteil beträgt vor dem 2. Weltkrieg etwa 9 %, unter der deutschen Besatzung Litauens werden über 90 % der jüdischen Einwohner ermordet.







Audrius Juzėnas,

litauischer Filmemacher, recherchiert jahrelang und erzählt das Schiksal der 11jährigen Maria zu Bachs Musik in dem eindringlichen Film "Die Exkursion" von 2012. Anastasija Marčenkaite spielt die Hauptrolle.

Russland, nach dem 2. Weltkrieg: Maria ist zusammen mit ihrer schwangeren Mutter und vielen anderen Gefangenen in einem Viehwaggon eingepfercht. Als Litauer werden sie vom Stalin-Regime verfolgt und in einen der sibirischen Gulags deportiert. Als die Mutter während des Transports stirbt, gelingt Maria die Flucht. Von nun an ist das Mädchen auf sich allein gestellt und muss sich von der Tausende Kilometer entfernten Altai-Region bis nach Litauen durchschlagen.

Doch sie hat Glück: Völlig entkräftet wird sie im Wald von einem Mann entdeckt - Vitiok. Er bringt Maria zu der alten Nadia. Die gutmütige Frau pflegt das fremde Kind, gibt ihr zur Tarnung den Namen Mascha und bringt ihr Russisch bei. Sie verbringen glückliche Monate miteinander, bis die Dorfbewohner Verdacht schöpfen.

Maria kann nicht bleiben. So besorgt Vitiok eine Fahrkarte nach Litauen, gibt Maria als stummes Kind aus und setzt sie in den Zug. Sie weiß, dass ihr kein Sterbenswörtchen über die Lippen kommen darf. Doch in der Nacht redet sie im Schlaf und wird von einem Mitreisenden beim Schaffner angezeigt. Wieder muss Maria fliehen, doch die Hoffnung, dass die furchtbare "Exkursion" irgendwann beendet und sie ihre Heimat wiedersehen wird, gibt sie nicht auf.





Alles hat seine Vor- und Nachgeschichte ...

Bis 1918 gehört das Baltikum zum russischen Zarenreich. Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk lässt die Republiken Estland, Lettland und Litauen entstehen, in Estland entwickelt sich eine enge antisowjetische Zusammenarbeit mit dem deutschen Geheimdienst. Nazi-Deutschland und die Sowjetunion stecken 1939 im Hiteler-Stalin-Pakt ihre Interessensphären ab, Hitler überlässt in einem Geheimabkommen die baltischen Staaten den Sowjets.




Heß und Himmler in der VoMi

Die VoMi (Volksdeutsche Mittelstelle), eine SS-Organisation, holt unter dem Schlagwort Heim ins Reich! Deutsch-Balten zurück in die Grenzen des Reichs.
Wer sich in diesen Tagen von seiner Volksgruppe löst, um im Lande zu bleiben, scheidet sich für alle Zeiten vom deutschen Volke. Er muß das wissen, denn sein Entschluß gilt für Kinder und Kindeskinder. Und er ist nicht rückgängig zu machen.
Mit dem Angriff Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 beginnt der 2. Weltkrieg. Ab 17. September besetzt die Sowjetunion Ostpolen, später Litauen, für das sie Teile Polens an die deutschen Besatzer austauscht; mit Duldung und Unterstützung der Deutschen verfolgt die Sowjetunion ihre Expansionspolitik. Mitte Juni 1940 marschieren 150.000 Rotarmisten ein, besetzen Estland, Lettland und Litauen kampflos und erklären die Länder zu Sowjetrepubliken.
Die politische Geheimpolizei verhaftet Hunderttausende, die demokratischen Parteien angehören oder beim Militär sind, Geschäftsleute und Grundbesitzer, ab Juni 1941 setzen Massendeportationen in sibirische Straflager ein. Die Sowjets verschleppen 21.000 Menschen aus Litauen in weit entfernte Gulags. Mit der Verstaatlichung von Grund und Boden, Fabriken und Banken werden die wirtschaftlichen Grundlagen zerstört. Durch Repression und Deportation verliert Litauen rund 35.000 Menschen.


Die Außenminister von Ribbentrop (links stehend) und Molotow (sitzend)
unterzeichnen in Moskau den deutsch-russischen Nichtangriffspakt.

Der deutsche Überfall auf Russland am 22. Juni 1941 unterbricht die Sowjetisierung. Nazideutschland bildet mit den Generalbezirken Estland, Lettland, Litauen und Weißrussland das "Reichskommissariat Ostland". Hoffnungen der Länder, von den Besatzern Unterstützung auf dem Weg in die Unabhängigkeit zu finden, werden rasch zunichte. Es kommt zur Massenflucht von Esten, Letten und Litauern (66.000) nach Deutschland, Schweden, Australien und Nordamerika; bis heute exisitieren dort Kolonien von Exil-Balten. Viele katholische Litauer machen die Juden pauschal für den Verlust der Eigenstaatlichkeit und den sowjetischen Terror verantwortlich.



Am Tag der deutschen Invasion, noch vor Eintreffen der Deutschen vor Ort, beginnen 1941 Litauer mit Pogromen und der Ermordung von Juden. Wegen der antisowjetischen Stimmung im Land empfangen weite Teile der Bevölkerung die deutschen Truppen- und SS-Verbände freudig. Der von den Deutschen begangene Massenmord an der jüdischen Bevölkerung 1944/45 findet unter nicht unerheblicher Mithilfe der baltischen Bevölkerung statt. Aus den einheimischen Gegnern der Sowjetunion rekrutiert die Waffen-SS bemerkenswert große Anteile der Divisionen, die für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich sind. Bereits zwei Tage nach dem Einmarsch führen deutsche Einheiten im grenznahen Garsden die erste Massenerschießung von Juden durch. Litauische Nationalisten erschlagen hunderte Juden. Tag für Tag überfällt das deutsch-litauische "Rollkommando Hamann" der SS Ortschaften, erschießt bis Ende 1941 beinahe sämtliche Juden auf dem Land und in Kleinstädten.
Ab Sommer 1941 richtet sich der Terror auch gegen meist kommunistische Kritiker und andere Minderheiten. Verschleppungen von Zwangsarbeitern ins Deutsche Reich setzen ein. Insgesamt etwa 170.000 nichtjüdische litauische Zivilisten finden den Tod.

Abraham Sutzkever (gestorben 2010) schreibt "Gesänge vom Meer des Todes" und "Wilner Getto 1941-1944", die Bücher öffnen ein zweiflügliges Höllengemälde aus Gedichten und Prosa. Abraham Sutzkever fragt Dante, ob er ein Weilchen die Höllen vertauschen mag. Ich spaziere in deiner, und du in den wirklichen Feuern ... du bleibst Alighieri, und deine Hölle bleibt Allegorie.
Sutzkevers Hölle ist blutige Wirklichkeit.
Wilne, das "jiddische Jerusalem", "das Jerusalem de Lite" steht für Wilna oder Vilnius, die Hauptstadt Litauens. Als die deutsche Wehrmacht, SS und SD 1941, noch vor der Wannsee-Konferenz, in Wilna mit Hilfe der litauischen Polizei und so genannter "Sturmisten" die nichtjüdische Bevölkerung ausquartiert und das Getto errichtet, ist die Stadt überwiegend von Juden und Polen bewohnt. Die Shoah führt zu einem nahezu totalen Austausch der Population.

Im benachbarten Ponar werden 100 000 Juden ermordet, auch Polen, sowjetische Gefangene und Zigeuner. Siebzig an den Füßen gefesselte Juden und zehn andere Gefangene müssen später die verscharrten Leichname ausgraben, sie auf ihren Armen forttragen und auf großen Scheiterhaufen verbrennen. Sie verbrennen auch ihre Frauen und Kinder. Man befiehlt ihnen, nicht von Menschen oder Leichen, sondern von Figuren zu sprechen. Die Deutschen wollen die Geschichte fälschen und lassen ein Dutzend Tote wieder bestatten. Sie soll man finden. In Ponar wird die Auschwitzlüge erfunden.

Das offizielle Litauen ist wenig an der Aufdeckung der Wilnaer Judenmorde interessiert.
Sutzkever ist 1913 in Smorgon, südöstlich von Wilna geboren. Nach der Gettoisierung von 1941 hilft er, Waffen in das von der SS bewachte Getto zu schleusen, flieht zu den Partisanen in die Narotscher Wälder, wird als Dichter-Partisan mit einem Militärflugzeug ausgeflogen.
Ilja Ehrenburg lädt Abraham Sutzkever in Moskau ein, sich an der Redaktion des geplanten Schwarzbuchs über die Judenverfolgung in der Sowjetunion zu beteiligen. Sutzkever unterrichtet im Rundfunk und in Veranstaltungen über die Gräueltaten in Wilna und arbeitet in der Redaktion des Schwarzbuchs mit. Er liefert mehrere hundert Seiten, bis Ehrenburg die Arbeit für beendet erklärt.

Nachrichten über die Leiden der Juden wie den heldenhaften jüdischen Widerstand sind nicht opportun, alle Hinweise auf die mörderische Kollaboration in den Ländern der Sowjetunion werden unterschlagen. Sie hätten von der Schuld der Deutschen ablenken können. Erst in den 1990er Jahren sind Veröffentlichungen, die erste 1994 bei Rowohlt möglich: "Das Schwarzbuch und Der Genozid an den sowjetischen Juden"
Abraham Sutzkever tritt am 27. Februar 1946 als Zeuge im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess auf. Jiddisch ist nicht zugelassen, er muss russisch sprechen, was ihm schwer fällt. Das Gedicht nach seiner Zeugenaussage endet mit der Feststellung, dass "Gott zu schwach ist für Gerechtigkeit".
Er wandert nach Palästina aus und rät seinem Volk, sich für das Schwert zu entscheiden, um die Judenfeindschaft aus der Welt zu schneiden. In Israel wird der große moderne jiddische Dichter Außenseiter, weil er an seiner Sprache festhält.

Sein Werk hat es schwer. 1964 bringt er einen Sammelband mit Texten der im Stalinismus umgebrachten jiddischen Autoren auf den Weg, auch die Gründung eines Jüdischen Museums in Vilnius.
Die Prosa über das Wilnaer Getto ist Gemeinschaftsarbeit der Opfer, kumulierende Erinnerungsleistung, in der die Mitleidenden einander zitieren oder Zeugnis ablegen von der Simultanität des Schreckens. Die Wilnaer Juden trifft es in diesem Maßstab (80.000 im Getto; mehr als 100.000 Ermordete in Ponar) zuerst. In Wilna ist der Judenstern seit dem 3. Juli 1941 zu tragen.
Das Betreten der Bürgersteige wird verboten. Man lernt, sich vor den "Chapunes" (Greifern) in immer komplizierter erbauten "Malinen" zu verstecken, erfährt, was es heißt, wenn Kopfgelder ausgesetzt werden, wenn jüdische Frauen nicht gebären dürfen, wenn man die trotzdem geborenen Säuglinge umbringt, wenn Gesichtshaut von Kindern als Material für kosmetische Chirurgie gilt, wenn dem Tod die Folter vorauszugehen hat, aber auch, wenn es passive, kulturelle oder auch bewaffnete Gegenwehr gibt, die dann im Gegenzug zu noch furchtbarerer Vernichtungswut führt.

Das setzt auch der FPO ihre Grenzen, der Fareinikten Partisaner Organisatzije, deren Mitglied Sutzkever ist. Am Ende des Berichts die Erfolge der Partisanen: 200 getötete Hitlersoldaten bei einem Eisenbahnattentat, die Menge der vernichteten Waffen und Munition, Erfolgsmeldungen, die heute eher als Gegenstände von Spielfilmen angesehen werden, denen gegenüber Historiker einwenden, dass sie von der grundsätzlichen Wehrlosigkeit der zivilen Opfer ablenken.
Sutzkevers Bericht eröffnet neue Fragen, auch die nach den sexuellen Perversionen der Täter, nach Demütigungen, sadistischer Folter oder dem Missbrauch achtjähriger Mädchen. Bei Sutzkever fällt auf, wie eindringlich er das Wort "nackt" gebraucht. Das erzwungene Ablegen der Kleidung ist bis hin zu den Skandalen im Gefängnis von Abu Ghraib ein Teil der Folter und bedeutet in der Shoah immer die Auslieferung an den Tod.



Am 15. August 1941 verriegeln die Deutschen die Getto-Tore in Kaunas, ungefähr 20.000 Juden sind in dem heruntergekommensten Teil der Vorstadt Slobodka (Vilijampolė) eingesperrt. Am 28. Oktober 1941 versammeln die Deutschen die Juden und führen eine brutale Selektion durch. Sie bringen mehr als 9.000 Einwohner zum IX. Fort (einer der die Stadt umgebenden Festungen) und ermorden sie. Von den einst 220.000 lebenen Juden sind bis Ende 1941 in ganz Litauen noch 40.000 am Leben, konzentriert in vier Gettos - Wilna, Kaunas, Siauliai und Swienciany – und in einigen Arbeitslagern.
Im Sommer und im Herbst 1943 liquidieren die Deutschen die Gettos von Wilna und Swienciany, die Gettos in Kaunas und Siauliai verwandeln sie in KZs, einige Monate später ermorden sie etwa 1.200 Säuglinge, Kinder und Alte im Getto Kaunas, viele Jugendliche schicken sie in Arbeitslager nach Estland. Im Juli 1944, kurz vor der Befreiung Kaunas' durch die Rote Armee, werden die beiden Gettos liquidiert, ihre Einwohner Richtung Westen geschickt, in die KZs Auschwitz-Birkenau, Stutthof und Dachau, Gebiete, die noch unter deutscher Kontrolle stehen. Zur Zeit der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 sind es ungefähr 10.000 Juden aus Litauen und etwa 22.000 in der Sowjetunion, die dorthin flohen, die überleben.

Stalin verübt nach Wiedereroberung der drei baltischen Staaten durch die Sowjetarmee an der Bevölkerung grausame Vergeltung. Er setzt die Russifizierung in weit größerem Ausmaß als zuvor durch. Die Ansiedlungspolitik der Sowjetunion soll die angestammten Bevölkerungen zu Minderheiten im eigenen Land machen, Litauisch, Lettisch und Estnisch sind keine Amtssprachen mehr.
Vom Ausland ausgebildete Untergrundorganisationen können sich sich zwar noch halten, werden aber bis Anfang der 1950er Jahre alle liquidiert. Britische und US-amerikanische Kommandounternehmen versuchen erfolglos mit Hilfe ehemaliger deutscher Kriegsmarine-Soldaten und von ihnen übernommenen Schiffen diese Untergrundkämpfer herauszuholen, um sie eigenen Zwecken zuzuführen.
Viele Balten flüchten, die Sowjetunion schaltet Gegner durch Liquidation, Umsiedlung und Gefängnis aus. Die "Waldbrüder", eine massive baltische Widerstandsbewegung von Partisanen, bekämpft noch jahrelang nach Kriegsende die Besatzungsmacht, der KGB unterwandert und schaltet sie aus.
Der Nachfolgestaat der Sowjetunion, die Russische Föderation, steht bis heute nicht zu den Verbrechen gegen die Menschlichkeit.



Am 23. August 1989 bilden zwei Millionen Menschen die "Baltische Kette", eine Menschenkette in einer Länge von 600 km von Tallinn über Riga nach Vilnius, um für die Unabhängigkeit des Baltikums zu demonstrieren. 1990 erklären die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit, 2004 treten sie NATO und EU bei.
Seine Unabhängigkeit von Moskau hat sich Litauen 1990/91 auch gegen russische Panzer mit 14 Toten erkämpft. Die Menschen bauen Monumente aus sowjetischer Zeit ab, die jahrzehntelange Besatzung und der Widerstand rücken ins Zentrum der nationalen Erinnerung. Die Annexion Litauens durch die Sowjetunion 1940/41 und 1944 bis 1990 werden der deutschen Besetzung gleichgesetzt, Okkupationsmuseen eingerichtet, deren inhaltliche Schwerpunkte die Jahre des sowjetischen Terrors sind. Erst in den 1990er Jahren beginnt eine breite Diskussion über die litauische Beteiligung am Holocaust, führt 1998 zur Gründung einer Internationalen Kommission zur Bewertung der Verbrechen während des nationalsozialistischen und des sowjetischen Besatzungsregimes.
Der Baltische Tiger, die Wirtschaft, wächst bis 2007 deutlich schneller als die Wirtschaft Westeuropas. 2011 führt Estland, 2014 Lettland den € ein, 2015 ist Litauen an der Reihe.
Im Oktober 2014 steht in der Zeitung zu lesen, ein deutscher Bundeskanzler a. D., der nur mit lupenreinen Demokraten verkehrt, wird staunen:

Mit der Inbetriebnahme eines schwimmenden Flüssiggas-Terminals am Ostseehafen Klaipėda endet für Litauen die lange Geschichte der Verbindung mit Gazprom. Wenn die «Independence», ein rund 300 Meter langer Koloss, in den nächsten Tagen an ihrem Liegeplatz festmacht, hört die bisherige absolute Abhängigkeit Litauens vom russischen Erdgas auf. Die «Independence» ist eine schwimmende Anlage zur Rückvergasung von LNG (Liquid Natural Gas) und ermöglicht es dem baltischen Staat, jährlich bis zu 4 Mrd. Kubikmeter Erdgas von Statoil auf dem Seeweg von Norwegen zu importieren. Das ist deutlich mehr als der litauische Jahreskonsum von gegenwärtig rund 2,7 Mrd. Litauen mietet das Schiff für 10 Jahre, danach hat Vilnius eine Option zum Erwerb.
Auch an anderer Front sieht Moskau seinen Einfluss schwinden. Litauen besteht auf der Entflechtung von Produktion, Transport und Distribution nach Vorgaben der EU-Wettbewerbspolitik und wirft Gazprom in einem Jahre dauernden Streit Missbrauch der Marktposition vor. In Litauen wird spekuliert, dass ein vor Schweden vermutetes russisches U-Boot in Zusammenhang mit der Überfahrt des LNG-Terminals steht.



Schwieriges Erinnern

Das Datum des Hitler-Stalin-Pakts vor über 70 Jahen, kennt hierzulande kaum jemand, in Polen und im Baltikum aber ist es bis heute präsent. Für die baltischen Staaten bedeutet der Pakt den Verlust der erst kurz zuvor erlangten Eigenstaatlichkeit, das Trauma schmerzt bis heute. In der Perestrojka-Zeit in den 1980er Jahren ist es die wichtigste Mobilisierungsparole im Kampf für die Unabhängigkeit. Für diese Länder ist der Pakt Auftakt zu fünfeinhalb Jahren Krieg, Besatzung, Terror, Sklavenarbeit, Zwangsumsiedlung und Völkermord.
Hitler bekommt durch den Pakt von Stalin freie Hand für seine Kriege gegen Polen und gegen die Westmächte Frankreich und Großbritannien, im geheimen Zusatzprotokoll werden die Territorien zwischen der Ostgrenze von Hitler-Deutschland und der Westgrenze der Sowjetunion von der Arktis bis zum Schwarzen Meer einvernehmlich untereinander aufgeteilt. Die Vertragspartner können in ihren Einflusszonen tun, was sie wollen. Sie können diese Länder militärisch besetzen, zerstückeln oder in den eigenen Staatsverband eingliedern. Im Fall Polen einigt man sich auf die Besetzung. Zwei Wochen nach dem deutschen Angriff auf Polen halten deutsche und sowjetische Soldaten in Brest-Litowsk, an der Grenze zwischen dem deutsch und dem sowjetisch besetzten Teil Polens, eine gemeinsame Parade ab, um der Bevölkerung zu zeigen: Wir sind jetzt Verbündete und wir haben euch besiegt.

Nur Finnland gelingt es, sich gegen die sowjetische Besatzung zu wehren, Russland annektiert Estland, Lettland, Litauen und Bessarabien (Ostteil Rumäniens, heute Moldova).
Der Kreml leugnet selbst noch in der Perestrojka, dass ein Geheimprotokoll existiert.
Für Gorbatschow ist die Lage unangenehm, er darf die Hardliner der eigenen Partei nicht verärgern. Zunächst heißt es zu Glasnost-Zeiten, ein solches Papier existiere gar nicht. Als eine estnische Zeitung das Protokoll abgedruckt, bezeichnet es Moskau als Fälschung. Und als man selbst das nicht mehr behaupten kann, erklärt Russland, die UdSSR sei seinerzeit durch die Umstände zur Unterschrift gezwungen gewesen.
Erst Weihnachten 1989 bestätigt der Kongress der Volksdeputierten die Echtheit des Zusatzprotokolls, erklärt es für nichtig - entschuldigt sich gar formell. Aber die politische Führung folgt dem Schritt der parlamentarischen Vertretung nicht.
Für Putin und seinen Nachfolger Medwedjew ist es ein Fehler Gorbatschows, die Existenz des Protokolls anzuerkennen. Sie glauben, für das Staatsinteresse wäre es klüger gewesen, stur zu bleiben und alles zu ignorieren. Russische Zeithistoriker haben das Thema zwar gründlich aufgearbeitet, aber es gibt großen Druck, nichts zu publizieren, was der offiziellen Linie widerspricht. Die Führung versucht, das Thema weichzuspülen und umzudeuten.

Zwei Linien: Die eine stellt den Pakt als wenig bedeutenden Teil einer Kette historischer Ereignisse dar, wie dem Münchner Abkommen 1938, in dem die Westmächte Hitler die Tschechoslowakei überlassen hatten, und dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Die lasche Haltung des Westens gegen das aggressive Dritte Reich hat in dieser Sicht Stalin genötigt, sich vorübergehend mit Hitler zu verbünden.
Die andere Linie besagt, dass der Pakt und das Protokoll zwar zynisch und menschenverachtend gewesen seien, die Sowjetunion habe diese Schuld im Laufe des Krieges aber durch das in Strömen fließende Blut der Rotarmisten reingewaschen. 1945 habe die UdSSR Europa vom Faschismus und von Hitler befreit. Es sei eine temporäre Allianz mit dem Teufel nötig gewesen, um ihn von hinten erwürgen zu können.
Die Sowjetunion verabschiedet ein Gesetz, wonach Russen sowie Ausländer mit bis zu drei Jahren Haft rechnen müssen, wenn sie die Geschichte Russlands oder der Sowjetunion verfälschen - was immer das bedeuten mag.
Eine geschickte Strategie ist, nicht vom Hitler-Stalin-Pakt zu sprechen (Hitler ist ja nicht nach Moskau geflogen). Stattdessen heißt es Molotow-Ribbentrop-Pakt - benannt nach den Außenministern, an die sich kaum jemand mehr erinnert. Für den staatstragenden Teil der russischen Historiker und Politiker ist der Pakt immer noch schwer zu verdauen. Stalins Wendung von der Einheitsfront gegen den Faschismus hin zum Bündnis mit dem Nationalsozialismus ist kaum vermittelbar.

In Polen, Estland oder Litauen wird der Hitler-Stalin-Pakt in der Tagespolitik als Vergleich bemüht. Die Nord-Stream-Pipeline, für die sich Altkanzler Schröder engagiert, wird als Putin-Schröder-Pakt bezeichnet. Jede Familie dort weiß, was mit dieser Anspielung gemeint ist und es verwundert nicht, dass man auf diese kollektiven Erinnerungen zurückgreift. Im 20. Jahrhundert ist es das traumatischste Ereignis für diese Länder.
In Polen ist man deshalb hypersensibel bezüglich jeglicher deutsch-russischer Annäherung und Kooperation und argwöhnt, diese gehe immer zu Lasten des eigenen Landes - wie bei den Teilungen Polens zwischen Preußen, dem Zarenreich und Habsburg im 18. Jahrhundert, dann im Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 und bei der neuerlichen Teilung Polens durch Berlin und Moskau von September 1939 bis Juni 1941.
Die unterschiedliche Interpretation der Geschichte beschädigen bis heute die Beziehungen zwischen Russland und den baltischen Staaten. Sie werden sich kaum verbessern, solange sich Moskau nicht bewegt.
Die Beziehungen zur Ukraine und Weißrussland sind ambivalent: Im sogenannten Goldenen September 1939 erweitert die Sowjetunion ihre ukrainischen und weißrussischen Republiken um Gebiete im Westen - auf Kosten Polens. 1945 keine Änderung, sondern alles bleibt so bis heute. So geht etwa das Gebiet um Lemberg an die Ukraine. In der Ukraine tut man sich mit diesem Thema sehr schwer, auch weil das Thema Entschädigungen im Raum steht.

Europa ist weit entfernt von einer gesamteuropäischen Erinnerung, über das alles weiß man in Westeuropa kaum etwas. Das Europäische Parlament startet eine Initiative zur Errichtung eines Hauses der Europäischen Geschichte in Brüssel. Eine Denkschrift enthält eine Liste von Prozessen und Ereignissen, die zu thematisieren sind. Wenn kein Pole in der Kommission gewesen wäre, hätte der Hitler-Stalin-Pakt mit Sicherheit dort gefehlt; Balten sind übrigens nicht beteiligt.
Bisher hat sich die EU aus der Debatte um Geschichtsbilder und Identitäten herausgehalten oder dem Europarat überlassen. Jetzt wird das Dilemma offenkundig: Für die Europäer gibt es viele nationale Erinnerungsorte, aber nur ganz wenige gesamteuropäische, noch weniger positiv besetzte - wobei diese Erinnerungsorte sowohl ganz reale Plätze als auch metaphorische sein könnten.
So ist für viele Nationalgesellschaften nicht 1945 entscheidend, sondern 1944 - für Bulgarien, Rumänien und Weißrussland etwa. Auch die Erinnerung an 1945 variiert stark: Für Frankreich und Großbritannien das siegreiche Ende des Weltkriegs, für Polen der "Verrat von Jalta", als der Westen ihr Land ungefragt Stalin als Teil seines neuen Hegemonialbereiches überlässt, für Deutschland ambivalent: einerseits Befreiung von einer verbrecherischen Diktatur, andererseits Niederlage, Besatzung, Teilung.

Im Vergleich dazu ist die Erinnerung an den Pakt von 1939 verblasst. Es blendet aus, dass beide Diktatoren, Hitler und Stalin, den Teil Europas, der zwischen ihnen lag, einvernehmlich aufgeteilt haben. Man sieht den Pakt vor allem in enger Verbindung mit dem Angriff Hitlers auf Polen. Aus polnischer und baltischer Sicht ist das aber nicht nachvollziehbar: Dort hält man Stalin für einen schlimmeren Verbrecher als Hitler - was in Deutschland als politisch inkorrekt gilt.
Auch das Jahr 1989 löst unterschiedliche Assoziationen aus, außer in Russland durchaus positiv. Der Unterschied: In der deutschen, baltischen oder polnischen Gesellschaft hat es einen ganz zentralen Wert, in Spanien oder Irland reißt es niemanden vom Hocker reißt, es hat dort mit der eigenen Erfahrung nichts zu tun, man lehnt es aber auch nicht ab, weil es eben positiv besetzt ist.
Aus Übersee kommt 2000 der Vorschlag für einen europäischen Erinnerungsort: Der Holocaust als Gründungsmythos der westlichen beziehungsweise europäischen Welt.
Osteuropa sieht das anders. Aus Tschechien ist zu hören: Mit dem Holocaust haben wir nichts zu tun, das waren Besatzungsverbrechen der Deutschen, die tragischerweise auf unserem Territorium stattfanden. Auch in Ungarn oder Rumänien spielt dieses Thema kaum eine Rolle in staatlicher Geschichtspolitik oder zivilgesellschaftlicher Erinnerungskultur, ganz ähnlich in Portugal, Großbritannien oder Finnland.

Oder die europäische Integration selbst?
Aber wieso sollte ein Slowake oder Albaner den Jahrestag der Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft 1957 feiern? Ebensowenig löst der 1. Mai 2004, als acht ostmitteleuropäische Länder der EU beitreten, im Westen keine Begeisterung aus, ein ähnlich administratives Datum wie unser deutscher Nationalfeiertag. Keiner steht morgens auf und kriegt Gänsehaut, weil er denkt: "Oh, heute ist der 3. Oktober".
Claus Leggewie beschreibt acht konzentrische Kreise europäischer Erinnerung, abgesehen von der EU-Integration allesamt negativ. Ein Kreis ist der Völkermord an den Armeniern durch das Osmanische Reich 1915.
Europaweit herrscht Konsens über die Interpretation dieses tragischen Geschehens, und der Genozid findet jenseits der europäischen Grenzen statt. EU-Mitglieder müssen dafür nicht an den Pranger gestellt werden - auch wenn vier von ihnen, nämlich Deutschland, Österreich, Ungarn und Bulgarien, seinerzeit Verbündete des Sultans sind. EU-intern kann man sich also darauf einigen, dass dieses Verbrechen gegen die Menschheit europaweit erinnert werden soll.

Nicht einigen kann man sich aber, gemeinsam an eigene Gräueltaten - etwa während der Kolonialzeit - zu erinnern. In den dafür zuständigen EU-Mitgliedern, also Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, die Niederlande und Belgien gibt es dazu bislang keine europaweite Initiative, indem man sagt:
Das ist Teil unserer Nationalgeschichte, wenngleich ein wenig rühmlicher, und Schluss! Dass Kolonialismus und damit verbundene Verbrechen ein gesamteuropäisches Phänomen sind, und wie der Holocaust auch gesamteuropäisch thematisiert werden sollten, interessiert nicht. Wollte ein Litauer mit einem Belgier über die Vorgänge in Belgisch-Kongo vor 100 Jahren diskutieren, hieße es sofort: Das geht dich gar nichts an, kümmere du dich besser um deinen Antisemitismus. Und der Litauer wird ähnlich reagieren, wenn ihm der Belgier die kritische Aufarbeitung der Geschichte der litauischen Waffen-SS-Einheiten vorschlagen würde. Die Vorurteilsschranken in Europa fallen mitunter sehr schnell - bei den Großen noch schneller als bei den Kleinen ...

Die Schulbücher, maßgeblich an der Bildung der Erinnerungskultur beteiligt, sprechen in der Entwicklung der vergangenen Jahre in Rußland eine deutliche Sprache:
In Wladimir Schestakows Vaterländischer Geschichte von 2002 für die 9. Klasse ist über die Annexion der baltischen Staaten durch die Sowjetunion zu lesen, dies sei eine "Einmischung in die inneren Angelegenheiten dieser Länder" gewesen. Kein Wort fällt freilich über die Verhaftungen, die Deportationen und Zerstörungen. Im Juli 2007 moniert Präsident Wladimir Putin dennoch, dass die Schulbücher klare Aussagen zur nationalen Geschichte vermissen ließen. Die Vielfalt der Interpretationen verwirre die Schüler nur, und so steht in A. A. Danilows 2009 erschienenem Lehrerbegleitbuch Russische Geschichte 1900–1945 zwar zutreffend, dass die Rote Armee im September 1939 mit Ostpolen ehemals russisches Gebiet eroberte, das im Rigaer Friedensvertrag von 1921 Polen zugeschlagen worden war. Das Fazit aber lautet in stalinistischer Manier: "Also war dies nichts anderes als die Befreiung eines Teils des Vaterlandes." Fürwahr, ein klares Bekenntnis.
Im April 2009 erklärt das Europaparlament den 23. August zum "Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus". Russland interveniert prompt. Der Opfer des Stalinismus gedenken? Noch dazu, wenn sie in einem Atemzug mit denen des Nationalsozialismus genannt werden? Dieses Ansinnen stößt in Russland aus vielerlei historischen Gründen auf Unverständnis. Der Protest zeigt aber auch, wie sehr die russische Geschichtsschreibung unter patriotischem Druck steht – und nichts deutet darauf hin, dass sich dies in naher Zukunft ändern könnte.

Auszug Urteil Landgericht Ulm Ks 2/57 vom 29. August 1958:
Nach Abgabe ihrer Wertsachen mußten die Gefangenen einen Graben ausheben. Da der Boden aus lockerem Sand bestand, rutschten die Grabenwände immer wieder ein. Dies veranlaßte die aufsichtsführenden Stapo- und SD-Leute, die Opfer zur rascheren Arbeit anzutreiben. Dabei wurde der Jude Feinstein, der wegen eines Klumpfußes körperbehindert war, in Gegenwart des Angekl. Schmidt-Hammer wiederholt geschlagen. Die Stapo- und SD-Angehörigen wußten auf Grund der vor der Erschießung in Garsden erfolgten Aufklärung, dass die Juden auf Grund des Säuberungsbefehls erschossen werden. Aber auch der Angekl. Schmidt-Hammer wußte, daß die Juden nur wegen ihrer Rassezugehörigkeit getötet werden.
Der Erschießungsvorgang spielte sich in der gleichen Weise ab, wie bei den beiden ersten Erschießungen in Garsden I und Krottingen I. Die Opfer wurden von ihrem ganz in der Nähe gelegenen Versammlungsplatz jeweils in Gruppen von 10 Mann von dazu eingeteilten Stapo- und SD-Angehörigen an den Graben geführt, vor dem sie sich mit Blickwendung zu dem gegenüberstehenden Erschießungskommando aufstellen mußten. Vor Abgabe des Feuerbefehls gab der Angekl. Schmidt-Hammer, wie schon in Garsden und Krottingen, jeweils den am Graben aufgestellten Opfern die Erklärung: ‚Sie werden wegen Vergehen gegen die Wehrmacht auf Befehl des Führers erschossen.‘ Nach Abgabe der Salve gaben dazu eingeteilte Stapo- und SD-Angehörige noch Nachschüsse auf die Opfer ab. Die nachfolgende Gruppe der Opfer mußte jeweils die Leichen der zuvor Erschossenen in den Graben werfen, soweit diese nicht von selbst in diesen gefallen waren. Als die Leiche des obengenannten Konditormeisters Gurewitz nicht in den Graben gefallen war, befahl ein Gestapo-Mann einem besonders schmächtigen jüdischen Jüngling der nachfolgenden Gruppe, diese Leiche in den Graben zu werfen. Da dies dem Jüngling nicht sofort gelang, schlug der namentlich nicht ermittelte Gestapo-Mann auf diesen ein und schrie dabei: ‚Nun beeile Dich schon, je schneller Du machst, um so schneller hast Du Feierabend!‘
Gegen Ende der Erschießung wurde der Angekl. Hersmann darauf aufmerksam gemacht, daß sich noch ein jüdischer Kinderarzt in einem Lazarett in Polangen aufhalte und dort zusammen mit dem deutschen Sanitätspersonal arbeite. Daraufhin gab der Angekl. Hersmann den Befehl, auch diesen Arzt zu holen. Der Arzt wurde trotz des Protestes des deutschen Sanitätspersonals von Stapo- und SD-Leuten in einem PKW abgeholt und in seinem weißen Arztmantel erschossen.



Audrius Juzėnas, Regisseur des Films "Die Exkursion":
The power of Belief and Love makes wonders. This is the motto of a seemingly simple 'Road Movie' style film, yet striking with its twists of fate. This film, reminiscent of a long and perilous journey from the dead of Siberia back to the motherland, is but an endless journey into oneself. It is a gateway to our painful experience allowing a sharp, hate-free peer into things we cannot change in the past, but that we can change in ourselves at present, into things that each and every one of us lacks the most and that our interwar and post-war generation pruned with battle-axes of our fathers has always lacked. In this film, a young girl’s journey through the cold hearts of post-war people changes the world, the entire harsh 'human planet'. The power of Belief and Love makes wonders. One cannot defeat it with war, plague or exile. This film is the message to all the people, all nations, the entire 'human planet': while the heart is still burning, Love is a stronghold that Evil cannot take.