Lauterhofen:
Heimat von Hauptleuten,
Winterkönigen und Märtyrern





Wer auf der B 299 von Neumarkt nach Amberg unterwegs ist, sieht - kurz vor Kastl - linkerhand einen riesigen Steinbruch, hinter dem Lauterhofen liegt.

Kennen Sie Schweppermann?
Oder Friedrich von der Pfalz?
Gottlieb Auer?


Sie alle stammen aus Lauterhofen im oberpfälzischen Landkreis Neumarkt. Der Marktflecken liegt an der Lauterach. Einst führt ein Handelsstraße von der Donau nordwärts durch Lauterhofen über Forchheim bis zum Main und weiter durch den Thüringer Wald in den mitteldeutschen Raum.

Während der fränkischen Expansion entsteht spätestens um die Mitte des 8. Jahrhunderts ein karolingischer Königshof am Ortsrand, 806 wird Lauterhofen erstmals im "Divisio Regnorum" als "villa Lutrahahof" erwähnt. Um 1100 sind Besitzer des Ortes die Herren von Habsberg-Kastl und der Graf von Sulzbach. Schließlich kommt Lauterhofen durch Schenkung an das Kloster Kastl zu Bayern.


Das Rathaus

stammt von 1593, um 1100 errichtet Graf Berengar von Sulzbach die


Pfarrkirche St. Michael

Im eingemeindeten Trautmannshofen findet sich die nach Plänen des Baumeisters Leonhard Dientzenhofer erbaute Wallfahrtskirche Mariae-Namen von 1691, deren Kirchturm und Wehrmauer mittelalterlichen Ursprungs sind.

Nach mehrmaligem Besitzerwechsel und Niederbrennen, lässt Pfalzgraf Friedrich II. von Neumarkt 1527 an der Stelle der Burg Deinschwang ein Jagdschloss erbauen. Der neue Hubertus-Brunnen unterhalb der


Kirche

erinnert an die großen Jagden, die hier stattfanden, das große Haus mit dem Walmdach links daneben steht vermutlich auf den Grundmauern des Schlosses.



1927 verlegen die Benediktiner ihre Abtei St. Benedikt von Seoul in den Norden Koreas nach Tokwon

und errichten neben der Klosteranlage Priesterseminar, Krankenhaus, weitere Ausbildungsstätten, Druckerei sowie Wirtschaftsbetriebe. Papst Pius XII. gründet 1940 die Territorialprälatur Tokugen (lat. Abbatia territorialis Tokvonensisaus) aus Gebietsabtretungen des Apostolischen Vikariat Wonsan.

1949 räumen kommunistische Geheimpolizisten das Kloster, verhaften Mönche und Nonnen, verbringen sie in Gefängnisse und Arbeitslager, die 36 von ihnen nicht überleben. Einen Teil der Gefangenen töten die Korenaer nach harter Kerkerhaft in Pjöngjang durch Genickschuss, einen anderen Teil halten sie im Internierungslager Oksadok unter unmenschlichen Bedingungen gefangen. Viele sterben an Erschöpfung, unter ihnen Gottlieb Johann Baptist Auer aus Lauterhofen, einer der "Märtyrer von Tokwon", 64jährig 1952. Die letzten Überlebenden schiebt man 1954 in die europäische Heimat ab.

Vermerk einer Lagerärztin: "Meist lag er still betend auf seinem Lager, und in der Nacht vom 2. auf 3. Juli ging er so still und leise heim, dass es nicht einmal sein Nachbar bemerkte, der dicht neben ihm lag."

Augenzeugen berichten, wie ein unerschrockener Pater sich für das Wohl seiner Mitgefangenen einsetzt. Bei einem nächtlichen Verhör beklagt er sich, dass sie nicht wie Menschen, sondern wie Schweine eingesperrt würden und bietet an, man solle ihn als Hauptverantwortlichen der ganzen Mission erschießen und die Unschuldigen freilassen.

Wie wir wissen, hat sich an den unbeschreiblichen Menschenrechtsverletzungen Nord-Koreas und dem Absolutheitsanspruch seines menschenverachtenden Regimes seither nichts geändert ...

Was haben Missionare in Korea verloren?

Stundengebet und Arbeit prägen ihren Lebensrhythmus, sie wollen den angeblich missionarischen Auftrag der Kirche mit Schwerpunkt Seelsorge, Evangelisierung (Was ist das? Wiki: vornehmlich in der römisch-katholischen Kirche verwendeter Begriff, der die Gesamtheit all dessen bezeichnet, was dazu dienen soll, das christliche Evangelium allen Menschen zu verkünden und über die gesamte Welt zu verbreiten - Nam quod fine et objecto?), Bildung, Krankenfürsorge und Armutsbekämpfung ausführen, um "allen Menschen das Heil zu verkünden, das in Christus angebrochen ist, und sie in der Gemeinschaft der Glaubenden, der Kirche, zu sammeln. Wir bemühen uns, diesen Auftrag vornehmlich dadurch zu erfüllen, dass wir die Frohbotschaft vom Heil vor allem zu jenen Menschen und Völkern tragen, die Christus nicht kennen, ... in den Teilkirchen die missionarische Verantwortung für die Gesamtkirche wecken und fördern ... gehört auch die Einpflanzung und Entfaltung des benediktinischen Mönchtums in den jungen Kirchen zu den wesentlichen Aufgaben ..."

1895 verliert das Kaiserreich China den 1. Japanisch-Chinesischen Krieg, 1897 ruft


König Gojong

ein Großkoreanisches Kaiserreich aus.

Nach dem Russisch-Japanischen Krieg 1904 bis 1905 etabliert Japan sich endgültig als dominante Kraft in Ostasien, das Kaiserreich Korea wird 1905 zu einem Protektorat Japans. 1910 erzwingt die japanische Regierung den Rücktritt des koreanischen Kaisers, Korea wird Kolonie des Japanischen Kaiserreichs.

1908 fragt der französische Bischof Mutuel nach, ob man nicht die Missionare auf dem schulischen Sektor in Asien unterstützen könnte. Die Benediktiner sagen Hilfe zu, 1909 kommen die ersten an.
Wenig später eröffnen sie das erste Kloster auf koreanischem Boden, bauen eine Handwerkerschule und ein Lehrerseminar auf. 1927 ziehen sie nach Tokwon um, gründen ein weiteres Kloster in Yenki in der Mandschurei, wo sie Bildungs- und Aufbauarbeit leisten. Nach der Kapitulation Japans August 1945 besetzen die Amerikaner die südliche Zone Chosens, die Sowjets marschieren im Norden ein, installieren einen sozialistischen Staat. 1946 schließt Nordkorea Yenki, 1949 besetzt es Tokwon.

Kim Il-sung und Kim Jong-il

In Südkorea bauen koreanische Mönche und Missionare ab 1952 das Kloster Waegwan auf.



Im August 1596 weilt Kurfürst Friedrich IV., Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz mit Ehefrau Luise Juliana, Prinzessin von Oranien-Nassau, auf seinem Jagdschloss Deinschwang bei Lauterhofen.

Dort bringt Prinzessin Luise Juliana ihr drittes (von insgesamt acht) Kind zu Welt (es könnte aber auch in Amberg gewesen sein ...): Friedrich.


die Eltern

An der Taufe am 6. Oktober 1596 des späteren Friedrich V., mit dem Spottnamen "Winterkönig", der mit seiner Verstrickung in Böhmen den Dreißigjährigen Krieg auslöst und dessen Ehefrau W. G. Sebald im Rheinzug begegnet , nehmen viele ausländische Fürsten und Diplomaten teil: Das Reich seines Vaters, die Kurpfalz, ist zu dieser Zeit mit fast allen wichtigen Fürstenhäusern des Heiligen Römischen Reiches verwandtschaftlich verbunden. Seine Mutter ist die Tochter von Wilhelm I. von Oranien-Nassau und Charlotte von Bourbon-Montpensier.

In der pfälzischen Residenzstadt Heidelberg herrscht die Pest, Friedrich verbringt die ersten zwei Lebensjahre in der Oberpfalz. 1604 geht er an den Hof in Sedan und erhält eine streng calvinistische Ausbildung, die Ansichten seines Lehrers, des Theologen Daniel Tilenius, prägen den Fürstensohn. Er erlernt die französische Sprache und Hofkultur.
1610 stirbt Vater Friedrich IV. mit 36 an den Folgen seines ausschweifenden Lebenswandels, insbesondere Alkholismus. Friedrich geht zurück nach Heidelberg. Um die Vormundschaft für den 14jährigen kommt es zu einem heftigen Streit, der auch seine Volljährigkeit im Jahr 1614 überdauert.

1612 reist Friedrich, 16jährig, nach England und trifft die gleichaltrige, als Schönheit bekannte Königstochter


Elisabeth Stuart.

Durch sein gutes Aussehen und freundliches Benehmen macht er den besten Eindruck bei Hofe und seiner künftigen Braut: Verlobung, und am 24. Februar 1613 Hochzeit in der königlichen Kapelle am Whitehall-Palast in außergewöhnlich festlichem Rahmen, Francis Bacon richtet sie aus.

Die Heidelberger Stadtbevölkerung bereitet dem jungen Paar einen großartiger Empfang, 1615 schafft Friedrich zur Erinnerung daran das Elisabethentor, den separaten Eingang Elisabeths in seine Residenz. Sie schenkt ihm 13 Kinder.

Friedrich V. sieht sich als Führer der protestantischen Fürsten im Reich und als Verteidiger der teutschen Libertät gegenüber dem katholischen Kaiser. Krieg steht bevor. Die Kurpfalz spielt als potentielles Durchmarschgebiet der kaiserlichen Truppen aus den habsburgischen Erblanden eine wichtige Rolle. Sie ist, wie viele andere Territorien des Reiches auch, kein geschlossenes Herrschaftsgebiet, sie besteht aus Unterer Pfalz an Rhein und Neckar mit Heidelberg als Zentrum und der Oberen Pfalz im Osten des heutigen Bayerns mit dem Zentrum Amberg.
Ein Fieberanfall - unmittelbar nach Regierungsantritt - verändert Friedrichs Persönlichkeit radikal: Kraftlos, schläfrig und melancholisch, depressiv.


Sein Kanzler, Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg

dem er vorbehaltlos vertraut, führt die Geschäfte.

Um 1600 gerät die ständische Wahlmonarchie Böhmen, seit 1526 von Habsburgern regiert, in eine tiefe politische Krise. Die Landstände Böhmens wollen sich nicht mehr durch die absolutistischen Herrscher in Wien einschränken lassen, im evangelischen böhmischen Adel formiert sich die Opposition gegen Kaiser Rudolf II., der 1612 stirbt.

Was nun folgt an Chaos, geprägt von undurchschaubaren politisch-religiös geprägten Verblendungen und Ränkespielen - der 'Arabische Frühling' in Nordafrika und im Orient ist Paradebeispiel aus unserer Zeit, was diese Gemengelage für unendliches Leid, Vertreibungen, Plünderungen anrichten kann - und wie immer baden die einfachen Leute es aus...

Wer sich für die Details interessiert: Wikipedia lesenswert:

Evangelische Stände, katholischer Kaiser, calvinistischer Hofstaat: Alafiten, Sunniten, Schiiten, Moslembrüderschaft von heute ...
1619 jedenfalls wird Friedrich V. von der Pfalz zum ersten böhmischen König, 2 Tage später Ferdinand II. zum Kaiser gewählt.

Friedrich V.

Machtpolitische, religiöse, wirtschaftliche Überlegungen (die Oberpfalz ist europäisches Eisenzentrum, Böhmen Brennpunkt für Zinn- und Glashandel) - alles spielt wohl zusammen . . .
Friedrich V. geht nach Prag, zieht mit 568 Personen und fast 100 Wagen ein, wird begeistert willkommen geheißen.

Der katholische Kaiser aber will Böhmen wieder haben.

Maximailian marschiert aus Bayern ein, kurz darauf folgt der Kurfürst von Sachsen - beide versprechen sich Kapital- und Landgewinn. Sie treffen auf ein schlecht bezahltes, mangelhaft ausgerüstetes und kurz vor der Meuterei stehendes Heer von 15.000 Mann, das sich auf den Gipfel des Weißen Berges, wenige Kilometer vor Prag, zurückzieht, wo es am 8. November 1620 vernichtend geschlagen wird. Feige flieht Friedrich, zur Belohnung wird er auf den Spottnamen "Winterkönig" getauft.

Für die böhmischen Rebellen hat die Niederlage schreckliche Folgen: Der Kaiser lässt 24 von ihnen in großer Show öffentlich hinrichten, die Köpfe an den Altstädter Turm der Karlsbrücke nageln, wo sie zehn Jahre lang als Mahnung für den verlorenen Krieg hängen - ISIS lässt grüßen ...

Nach der Schlacht am Weißen Berg bleibt Böhmen dreihundert Jahre lang - bis zur Gründung der Ersten tschechoslowakischen Republik 1918 - Teil der katholischen Habsburgermonarchie. Und aus alldem entwickelt sich der unüberbietbare Schrecken des 30jährigen Kriegs ...

Welches Unglück an der Wenzelskrone noch hängt, erzählt ein anderes Fundstück ...



Tief in den Albtrauf eingeschnitten sind die wasserreichen Täler, die sich zwischen Neumarkt und Altdorf von der Albhochfläche hinab ins Schwarzachtal ziehen, Oasen der Ruhe, Rückzugsgebiet für seltene Tiere und Pflanzen. Ganz besonders gilt das für das Rohrenstädter Bachtal zwischen Deinschwang und Mitterrohrenstadt.

Das Martins-Patrozinium der Pfarrkirche von Deinschwang am oberen Ende des Tales weist auf das hohe Alter des Ortes hin. 1322 schenkt Ludwig der Bayer Seyfried Schweppermann, dem bekanntesten Spross der Schweppermänner, die Deinschwanger Burg. 1337 stirbt Seyfried und wird im Kloster Kastl, dessen Förderer er war, begraben.

Geboren ist Seyfried Schweppermann um 1257 in Hillohe bei Lauterhofen.
Schweppermann ist Feldhauptmann der Reichsstadt Nürnberg, stammt aus der ministerialen Familie der Hullocher, die in Hulloch (heute Hillohe) ihren Stammsitz hat. Einige Vertreter nennen sich "Schweppermann", Herkunft unklar.

Seyfried nimmt auf Seiten Kaisers Ludwig des Bayern an mehreren Schlachten teil, 1322 siegt der Kaiser in der Schlacht bei Mühldorf, Schweppermann zeichnet sich dabei durch besondere Tapferkeit aus.

Kaiser und Gefolge haben einen Korb mit Eiern zur Speise, der Kaiser spricht:

Jedem Mann ein Ei, und dem braven Schweppermann zwei.

Zum Andenken an Schweppermann führt Kastl ein "Schweppermannsspiel" auf.

Und:
Die Bundeswehrkaserne in Kümmersbruck bei Amberg heißt 'Schweppermannkaserne'.