Hashima:
Horrorszenario, Geisterinsel, Fehlschuss,
Kriegsschiffschattenriss, Killer-7-Kulisse,
Raoul-Silva-Hauptquartiers-Inspiration bei James Bond,
Yakuza-Operationsbasis,
Zukunftsfrage


Kriegsschauplatz?
Um die Insel schippern und über sie schleichen:



Sie ist 480 * 160m und unbewohnt, früher viel kleiner, die Abraumaufschüttungen machen sie größer. Zur Spitzenzeit wohnen auf der Insel vor Nagasaki im Ostchinesischen Meer über 5.000 Leute. Der Mitsubishi-Konzern baut mit Arbeitern und Kriegsgefangenen unterseeisch Kohle 1916 bis 1974 ab, als am 20. April das letzte Boot mit Menschen die Insel verlässt - der Ort mit der höchsten Bevölkerungsdichte (ca. 70.000 Menschen/qkm!). Die Leichen der 1.300 chinesischen und koreanischen Zwangsarbeiter, die dort während des 2. WKs unter grausamsten Verhältnissen schuften, lässt die Firma in Stollen verscharren oder ins Meer werfen.
Japans Industrie setzt auf Erdöl, 1974 ist der Kohleabbau zu Ende.




Es gibt auf Hashima - bis auf einen Friedhof - alles, vielfach unterirdisch: Tempel, Polizeistation, Postamt, Badeanstalt, Kläranlage, Kindergarten, Grund- und weiterführende Schule, Turnhalle, Kino, Gaststätte, Kegelbahn, Geschäfte, Hotel, Krankenhaus, Swimming-Pool, Bordell. Wasser und Elektrizität kommt von der Hauptinsel, Gemüse, Tee oder Kräuter bauen Bewohner auf Dachgärten an.





Mitsubishi baut hochwertige Kohle unter Mithilfe schottischer Ingenieuren bis aus 45m Tiefe ab. Die Firma errichtet einen hypermodernen, fast 200 Meter langen Förderschacht und will eine Musterstadt bauen.
In den 1960er Jahren ist Hashima eine Miniatur des heutigen Japans und seiner Probleme: Platz für Privatsphäre gibt es kaum, überall Raummangel einer hochentwickelten Gesellschaft. Jeder Ort auf der Insel ist innerhalb von Minuten erreichbar, alle Gebäude sind durch ein Labyrinth schmaler Korridore und Treppen miteinander verbunden. Kindergarten und Schwimmbad sind auf dem Dach, nur Meter neben den Schaukeln findet der Wochenmarkt statt.
Die Minen-Manager bewohnen das einzige Privathaus auf der Spitze der Insel,



und bauen 1916 Japans höchstes Stahlbetongebäude mit 9 Etagen.

Als ich Hashima sah, verlor ich jede Hoffnung, erinnert sich der Koreaner Suh Jung-Woo, Zwangsarbeiter während des 2.WKs. Es war eine entsetzliche, aufreibende Arbeit. Gase bildeten sich in den Tunneln, die Decken und Mauern aus Stein drohten jede Minute einzubrechen. Ich war überzeugt, dass ich diese Insel niemals lebendig verlassen würde. Vier bis fünf Arbeiter starben jeden Monat. Manche der Zwangsarbeiter hätten verzweifelt versucht, von der Insel zum Festland zu schwimmen.
Einer der dort aufwächst, erinnert sich: Es war eine echte Gemeinschaft, jeder war für jeden da, jeder hat seinen Nachbarn geholfen, im heutigen Japan wird das alles längst vergessen. Wo liegt unsere Zukunft? Ich würde mich sehr freuen, wenn die Menschheit auf Hashima guckt und sich dann genau diese Frage stellt.

Für den früheren Bewohner der Geisterinsel ist die Insel Sinnbild für die Endlichkeit der Rohstoffe.



Als es noch Menschen gab auf der Insel: